Sein Name ist Lautner, Taylor Lautner. Man kennt ihn als konsequent mundatmenden Waschbrettbauch-Werwolf aus den TWILIGHT-Filmen und ... also ... das war‘s eigentlich. Sorry, ihr traurigen Fan-Mädels, daran wird auch TRACERS rein gar nix ändern. Euer Taylor heißt hier Cam, jobbt als Fahrradkurier in New York und kurvt erst mal ziemlich schnittig durchs Gelände. Ganz schön cool, der Typ, aber eben auch angeranzt: ehemals im Knast gesessen, gigantische Schulden bei zwielichtigem Gesindel, keine Wohnung – das Leben ist bitter, Cam aber ein ganz Lieber. Als sein Rad geklaut wird, bricht die Existenzgrundlage weg, Abhilfe schafft die niedliche Nikki, welche sich zudem als geniale Parkour-Läuferin herausstellt und Cam ihrer Gauner-Gang vorstellt.
Bis dato passiert, außer den Parkour-Einlagen, erst mal nüscht, begleitet von penetrant wummernder Musik, hektischen Schnitten und einer sich ständig bewegenden Kamera, die wohl Fiebrigkeit zeigen soll, aber bloß Kopfschmerzen verursacht. Doch da! Ein Character Moment! Cam will sein Auto nicht verkaufen, weil es dem verstorbenen Vater gehörte! Bringt uns solche Enthüllung der Figur näher? Nö.
Ein Drittel des Films verging, plötzlich reißt ein Augenblick unfreiwilliger Komik vorübergehend aus der omnipräsenten Langeweile, als wir die Bande grottenschlecht Pingpong spielen sehen, was derart kommentiert wird: „Verdammt, ist Nikki gut!“ Kurz darauf verpufft eine nominelle Spannungsszene wegen ihrer blödsinnigen Wendung. Und dort! Noch ein weiterer Character Moment! Cam erhält die verbale Bestätigung, ein gutes Herz zu haben! Wächst vielleicht jetzt das Interesse am Flachcharakter? Nö. Anschließend zeigt das Grüppchen einander seine erlittenen Wunden, wie alte Leute beim Arzt Krankengeschichten austauschen. Und so fort.
Auf jene Weise schleppt sich waidwund dahin, was man nur unter Aufbringung aller Güte als „Handlung“ bezeichnen mag. Aber halt! Aus heiterem Himmel geht’s richtig los! Unvermittelt poltert Action, sterben Menschen wie Fliegen, lauern finstere Intrigen und hätten zwei Sorgentröpfe besser die verliebten Finger voneinander gelassen. Hilft indes auch nichts – zu banal, logikbefreit, nervig und manchmal schlicht lächerlich kracht’s halt dem erlösenden Ende entgegen. Im Gepäck: die kläglich zermatschten Überreste von Lautners einst durchaus verheißungsvoll gestarteter Karriere.
Originaltitel: TRACERS
USA 2013, 94 min
FSK 12
Verleih: Senator
Genre: Action
Darsteller: Taylor Lautner, Marie Avgeropoulos, Adam Rayner, Rafi Gavron, Josh Yadon
Regie: Daniel Benmayor
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...