Originaltitel: TRANCE

GB 2013, 101 min
FSK 16
Verleih: Fox

Genre: Thriller

Darsteller: James McAvoy, Rosario Dawson, Vincent Cassell

Regie: Danny Boyle

Kinostart: 08.08.13

1 Bewertung

Trance

Verwirrspiele in Hochglanz

Wenn Danny Boyle einen Crime-Thriller über Schein und Sein und die Abgründe des menschlichen Unterbewußtseins macht, dann wächst im geneigten Fan des britischen TRAINSPOTTING-Regisseurs schon die Vorfreude, versprechen Sujet und Genre doch eine Rückkehr zu Boyles kompromißlos-düsteren Kinoanfängen mit KLEINE MORDE UNTER FREUNDEN. Und keine Frage, Parallelen gibt es zur Genüge: Ein aufstrebender, schottischer Hauptdarsteller, eine vor dunklen Machenschaften nur so strotzende Handlung und mehr doppelte Böden als in Edward Snowdens Reisegepäck. Und doch gibt es einen wesentlichen Unterschied: Wo einst grobkörnige Bilder und magenumdrehend harte Szenen die Düsternis lebten, wirkt sie im Hochglanz-Look des neuen Werks mancherorts wie die Pose eines Mannes, der im Grunde alles gut aussehen lassen kann, selbst eine 87jährige Monarchin beim Fallschirmsprung (siehe die letztjährige Eröffnungszeremonie der Olympiade).

Aber lange Zeit zum Nachdenken über echte oder behauptete Härte läßt TRANCE einem an keiner Stelle, denn der Thriller gibt ein gnadenloses Tempo vor: Bei einem Überfall auf eine Kunstauktion stellt sich der junge Auktionator Simon in den Weg skrupelloser Gangster und wird niedergeknüppelt. Das schon sicher geglaubte Gemälde ist nach dem Überfall aber ebenso verschwunden wie Simons Erinnerungen an den Raubversuch. Wie sich herausstellt, steckt Simon mit den Gangstern unter einer Decke. Und die wollen von ihm nur eins: wissen, wo das Goya-Gemälde abgeblieben ist, für das der aufwendige Beutezug ausgetüftelt wurde. Nachdem die Kunsträuber nach exzessiver Folter Simon dessen Amnesie schließlich abnehmen, heuern sie die Hypnose-Expertin Elisabeth an, um in den Tiefen von Simons Psyche nach des Rätsels Lösung zu suchen. Nach Elisabeths Sitzungen mit Simon verwischen die Grenzen zwischen Realität und hypnotischer Suggestion immer mehr, und bald weiß keiner mehr so recht, welcher der Beteiligten die Fäden tatsächlich in der Hand hält.

Danny Boyle hat hier ähnlich wie sein Landsmann und Kollege Christopher Nolan mit INCEPTION einen Film wie einen Zaubertrick geschaffen. Wenn man sich gern verblüffen läßt, funktioniert das Kunststück um Ablenkungsmanöver und falsche Fährten hervorragend, denn hier sind zweifelsfrei allerorts Könner am Werk. Wer aber hinter der schillernden Oberfläche echte Magie erwartet, der wird auch hier feststellen müssen, daß doppelte Böden selten besonders tief gehen.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...