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Transmitting

Kühner Jazz in der Kasbah

Der individuellen und offensiv eingebrachten künstlerischen Handschrift des Films PARALLAX SOUNDS steht hier blanke Zurückhaltung entgegen. TRANSMITTING zeigt die andere, eher konventionelle Machart einer Musikdokumentation mit der Betonung auf Dokument. Diese 90 Minuten untergeben sich den Protagonisten und damit dem Sujet. Das ist auch eine Ansprechhaltung.

Christoph Hübner und Gabriele Voss waren 2008 dabei, als das Jazz-/Worldmusic-Trio Joachim Kühn/Majid Bekkas/Ramon López in einem Studio und in der Wüste Marokkos das Material für ihre CD „Out Of The Desert“ entwickelt und eingespielt hat. Es war die zweite von bis heute vier gemeinsamen Platten. Chemisch ist zwischen dem Deutschen, Spanier und Marokkaner also alles bestens. Trotz einiger anfänglicher Dissonanzen sah es nie so aus, als könne das Projekt scheitern. Natürlich wäre das filmisch spannend gewesen, durchaus auch im Sinne beabsichtigter Improvisation seitens der Regie.

Gerieben wird menschlich nicht viel, musikalisch hält es sich ebenso in Grenzen. Mal stimmt etwas mit dem C nicht, mal wird über die Höhe des Baßtons diskutiert, über Einsatz und Ausklang. Kritisch scheint nur ein irritierender Moment am Beginn, als der Techniker im kleinen Studio in Rabat am freundlichen Resignieren ist: „Das Projekt ist für dieses Studio zu ambitioniert“, sagt er. „14 offene Mikrofone in vier Kabinen, das ist nicht zu schaffen.“ Doch auch hier einigt man sich schnell. Sollte es heftig geworden sein – es ist nicht zu sehen.

Der 1944 in Leipzig geborene, international renommierte Pianist und Saxophonist Joachim Kühn plante das, was schon viele Jazzkollegen vor ihm erfolgreich umgesetzt haben: die Begegnung mit Kulturen, musikstilistisch und sozial. Strenge und Exaktheit trafen auf das eher freie Gemüt, tonale Präzision auf improvisierte Urbanität. Und draußen bellten nachts die Hunde. Der Computer hält schon mal an, wie Kühn feststellen muß, dafür ist der Tee gut. Die Marokkaner, die „wie Unschuldslämmchen sind“, bremsen den Deutschen sichtlich ab, gottlob nicht aus. Die Reise in die Sahara, wo das Trio nicht nur eine archäologisch prägnante Kasbah besichtigt, sondern vor allem ansässige Trommler trifft, wird zum Höhepunkt – wieder auch filmisch. Denn hier in der Zitadelle endlich ist beim gemeinsamen Spiel, speziell im Gesicht des Initiators Kühn, der Schweiß der Freude zu sehen.

[ Andreas Körner ]