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Trip To Asia

Eine intensive Reise ins Innere der Musik

Den Regisseur Thomas Grube haben die Berliner Philharmoniker und ihr Dirigent Sir Simon Rattle offensichtlich nicht losgelassen. Vor drei Jahren dokumentierte er mit seinem wunderbaren Film RHYTHM IS IT! ein ungewöhnliches (und inzwischen oft kopiertes) Jugendprojekt des Orchesters, bei dem 250 Berliner Jugendliche eine Choreographie zu Strawinskys "Le Sacre du Printemps" erarbeiteten und gemeinsam mit den Philharmonikern aufführten. Damals standen vor allem die Jugendlichen und ihre atemberaubende Metamorphose von lustlosen, verängstigten, gehemmten Teenagern in erfüllte, selbstbewußte Individuen im Mittelpunkt.

Dieses Mal richtet Grube seine Aufmerksamkeit ganz auf die Musiker des legendären Klangkörpers - und das ist gut so. Denn sie bilden, einzeln und als Orchester, ein faszinierendes Universum voller charismatischer Individualisten. Grube begleitete das Ensemble auf einer Asientournee und nutzte diese Extremsituation (6 Städte in 4 Ländern in nur 3 Wochen), um der Seele der Philharmoniker auf die Spur zu kommen. Was macht eine solche Gemeinschaft aus? Welche Kraft formt aus lauter Solisten eine Einheit? Wo verortet dieses legendäre Orchester (weltweit eins der wenigen Orchester in Selbstverwaltung) sich im Widerstreit zwischen Tradition und Erneuerung?

Zwischen Proben, Konzerten und Meisterklassen macht sich Grube in Gesprächen mit den Musikern und dem Dirigenten auf eine Reise zum Ursprung dieses musikalischen (und menschlichen) Einklangs. Die Interviews werden ergänzt durch stimmungsvolle Impressionen der ausgesprochen widersprüchlichen asiatischen Umgebung (buddhistische Tempel neben meterhohen Leuchtreklamen) und einen spannenden Soundtrack, den Simon Stockhausen aus den während der Reise "gefundenen" Geräuschen und der Musik der Philharmoniker gemischt hat. Im Mittelpunkt stehen ca. 15 der insgesamt 126 Musiker, die offen über Zweifel, Versagensängste und den immensen Druck, aber auch das unglaubliche rauschartige Glücksgefühl nach einem gelungenen Konzert erzählen.

Ohne den harten und häufig wenig glamourösen Alltag eines Berufsmusikers zu beschönigen, ist aus dem Film ein Plädoyer für die Hingabe an die Kunst, die Perfektion und das Teamwork geworden. Umgekehrt ist es das perfekte Zusammenspiel des Filmteams, das dazu geführt hat, daß aus TRIP TO ASIA eine herausragende filmische Komposition voller kleiner Wahrheiten geworden ist.

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.