Originaltitel: TRUE STORY

USA 2015, 100 min
FSK 12
Verleih: Fox

Genre: Thriller

Darsteller: James Franco, Jonah Hill

Stab:
Regie: Rupert Goold
Produktion: Brad Pitt

Kinostart: 06.08.15

Noch keine Bewertung

True Story

Von freigekratzten Fassaden

Daß es um Abscheuliches geht, verraten bereits die ersten Bilder, in denen ein Teddy in Zeitlupe in einen akribisch gepackten Koffer fällt. Ein regungsloses Kind liegt schon drin. Und trotzdem macht es uns Regiedebütant Rupert Goold nicht zu einfach und lockt auf falsche Fährten, spielt mit Stärken und Schwächen der Figuren, er verwirrt mit Identitäten. Gleich zu Beginn nämlich wird Michael Finkel eingeführt, ein Journalist der „New York Times“, ein Trophäenjäger, der sich die eigenen Titelstories schon ziemlich stolz an die vier Wände hängt. Er hat einen Lauf, bis rauskommt, daß er bei seiner letzten Reportage mit den Fakten ein wenig jongliert hat. Der Rausschmiß folgt auf dem Fuß. Schwenk in ein billiges Hotel in Mexiko, unter Mordverdacht wird ein Mann verhaftet, der sich noch kurz zuvor einer Touristin, ehe sie das Bett teilten, als Journalist vorstellte: Michael Finkel.

Dies ist die Prämisse für einen mit Bedacht erzählten Film, doch die Energie, die sich aus der tatsächlichen Begegnung der zwei Finkels ergibt, ist enorm. Während der eine berufliche Chancen im Verfassen eines Buches sieht, erhofft sich der andere, der eigentlich Christian Mongo heißt und ein Fan Finkels ist, Rehabilitation, weil er die Anklage des Mordes an seiner Frau und den drei Kindern von sich weist. Mongo schlägt einen Deal vor: Er bietet Finkel seine Wahrheit an und möchte dafür das Schreiben erlernen.

Marketingspezialisten schreiben ja bei derartiger Konstellation gern, wenn sie denn spannend ist, was hier zutrifft, von einem Katz-und-Maus-Spiel. Aber das ist zu profan. Es gibt keinen Jäger noch Gejagten, es geht schlicht um die Interpretation von Wahrheit, um verrenktes Gewissen und das enorme Geltungsbedürfnis Zweier, die falsche Abbiegungen gemacht haben. Daß Fassaden erst erkennbar werden, wenn man den Manipulationsputz darüber wegkratzt, das entblättert sich in diesem stillen, konzentrierten und eben dadurch spannenden Charakterduell ganz eindrücklich. Das Überraschende ist zudem, daß Finkel und Mongo von Schauspielern überzeugend gegeben werden, denen man das Poltrige oder Dauergrinsende schon als unrevidierbaren Makel attestierte: Jonah Hill und James Franco. Gegen den Strich besetzt und darin perfekt.

Die Dramaturgie fühlt sich dem protokollarischen Aufdröseln einer Katastrophe via Rückblende verpflichtet, die Kamera klebt an den Gesichtern. Der Deal zwischen den beiden Männern hat dabei durchaus mephistophelischen Geruch, aber es wird eben lange genug geheimnisvolle Balance bewahrt, wer eigentlich der Gehörnte ist.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.