D 2011, 110 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Komödie
Darsteller: Josefine Preuß, Elyas M´Barek, Anna Stieblich
Regie: Bora Dagtekin
Kinostart: 15.03.12
Multikulti-Komödie aus Deutschland? Boah, da tanzt der dicke Lustig-Bär und gackert mit Claudia Roth um die Wette, ob jenes für dieses Genre bevorzugten Humors, der gern so ausgestellt keck, frech und tolerant daherkommt, daß man sich in den dunklen Ecken des eigenen Herzens fast wünschen mag, des Herrn Sarrazins arische Alpträume mögen schon deshalb wahr werden, Deutschland sich abschaffen hin zur Kopftuchmädchen-Enklave, weil das in Folge ja vor allem auch eins bedeuten würde: Das Ende der Multikulti-Komödie.
So, das mußte jetzt mal sein, mußte einfach raus. Nun zum Film TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER, also die neueste Multikulti-Komödie aus Deutschland. Und eine Ausnahme, die die Regel bestätigt. Klipp, klar und ganz ehrlich: Man darf gemeinsam mit Bär und Claudia gackern, denn das Ganze ist weitgehend witzig geraten. Wie in der gleichnamigen TV-Serie funktioniert jetzt auch im Kinofilm das Pointen-Pingpong im Sitcom-Modus. Es geht wie gehabt um die Mitglieder der deutsch-türkischen Patchwork-Familie Schneider/Öztürk. Nur, daß die im Kinofilm jetzt noch keine Patchwork-Familie sind. Regisseur Boran Dagtekin nämlich erzählt vom Kennenlernen, ach was, vom Zusammenkrachen der Schneiders (antiautoritäre, leicht versoffene Mutter mit intellektuell-feministischer Tochter) mit den Öztürks (schüchterner Vater nebst Macho-Sohn und dessen konservativ kopftuchbewehrter Schwester). Im selben Flugzeug geht es zu Beginn in den Urlaub nach Südostasien. Doch die Maschine muß notwassern, und alsbald kabbeln sich die (geretteten) Elternteile am Hotelpool, während die (vermißten) Kinder auf einer einsamen Insel landen. Und dort inklusive eines stotternden Griechen und vermeintlicher Kannibalen dann auch eher ums Miteinander- als Überleben kämpfen.
Ja, das klingt und ist auch ziemlich überkandidelt. Aber Dagtekin, der als Autor der Serie auch das Drehbuch zum Kinofilm schrieb und diesen als Regiedebüt inszenierte, hat ein gutes Gespür für Situationen und mithin ein Händchen für Dialoge. Klischees ins Absurde steigernd, dabei aber auch gelegentliche Romantik bei Meeresrauschen nicht vergessend, offeriert sich TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER als charmante, kurzweilige Unterhaltung. Keck, frech, tolerant, aber überhaupt nicht ausgestellt.
Nur formal ist das alles wieder mal nicht viel mehr als gehobenes TV. Ein echt deutsches Problem, an dem auch Multikulti leider nix zu ändern scheint.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.