• Meinungen

Üben, üben, üben

Vom Tuten und Blasen

Trompeterin Trine wird von der Oper Oslo eingeladen, Musikstar Tine bittet zum Vorspiel. Tine und Trine – ein Omen! Die vielleicht zukünftige Kollegin nutzt aus Klimaschutzgründen kein Flugzeug mehr, die diesellokgezogene Bahn fällt ebenso raus, ergo … trampen. Paar Tage, 1500 Kilometer.

Der Regisseur erblickt da eine „mutige Frau“, welche zeigt, „wie es möglich ist, eigene Gewohnheiten und Einstellungen immer wieder zu hinterfragen, sich dabei selbst treu zu bleiben.“ Kann man gern so sagen, sollte aber andersrum auch mit einer Gegenrede leben, in deren Betrachtungsfokus eine Dame mittleren Spontansympathiewerts steht. Durch konsequentes Abwürgen der besorgten Mutter sowie ihr ständig säuerliches oder weinerliches Gesicht rasselt die Geneigtheit dann zunehmend kellerwärts. Ja, Trine leidet sehr, politisch korrekt zweifellos, ansehen mag man das indes nicht in solcher Breite. Und anhören genauso wenig, wie sie tut, was der deutsche Titel auf Nummer sicher gleich dreifach androht. Tatsache: Ob unter rauschendem Blätterdach, in Kuhstall, Kirche, fremder Wohnung oder als metaphorische Träumerei unter Wasser – Trine übt jederzeit und allerorts, voller verbissener Emphase, bis es die widerstandsgebrochenen zuschauerlichen Trommelfelle endlich gnädig wegfetzt.

Und noch die Selbsttreue betreffend: Eine aufrüttelnde Spannungssequenz läßt die Umweltaktivistin auf einen Öl-Fürsprecher rammen, man blökt sich knappe Klar-habe-ich-recht-Erwiderungen entgegen, bevor sie wutschnaubend Auto und Situation einfach verläßt. Beharren statt sinnvollen Argumentationsaustauschs; also das, was heutzutage üblicherweise unter Diskurs firmiert.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...