Über das nordenglische Keighley fällt eine exaltierte Horde von Star-Coiffeuren ein, denn das kleine Städtchen ist Austragungsort der Meisterschaft der British Hair Federation. Für Lokalfriseur Phil, einst selbst gefeierter Champion, verbinden sich mit dem Ereignis jedoch schmerzliche Erinnerungen: vor zehn Jahren war Gattin Shelley mit Sandra, seinem Haarmodell, durchgebrannt und ließ ihn mit dem gemeinsamen Sohn Brian zurück, der mittlerweile in die professionellen Fußstapfen des Vaters getreten ist. Als Phil erfährt, daß Shelley an Krebs erkrankt ist und kaum noch Hoffnung besteht, läßt er sich zu einem letzten Versöhnungsversuch überreden - gemeinsam mit Brian und Sandra tritt er beim Wettbewerb an.
Britische Tragikomödien wie BRASSED OFF haben einem großen Publikum Gefühlskitsch erspart und dennoch herzlich und lebensnah von den Träumen und Schicksalsschlägen einfacher Leute erzählt. Doch was noch vor kurzem frischer Wind im anspruchsvollen Unterhaltungskino war, riecht im Film des Iren Paddy Breathnach schon ein bißchen nach Kalkül. Sicher auch, weil das Drehbuch vom GANZ ODER GAR NICHT-Autoren Simon Beaufoy stammt, geht das Rezept von britischem Kleinstadtmilieu, dramatischer Geschichte und dunkelgrauem bis schwarzem Humor zunächst auf: Das Komische speist sich zum größten Teil aus der ungeheuren Ernsthaftigkeit, mit der verbissene Fachleute Haare schneiden. Lächelnde Gesichter scheinen ebenso zementiert wie die unglaublichsten Frisuren - ähnlich comic-haft überzeichnet wie in STRICTLY BALLROOM des Australiers Baz Luhrman. Diese Szenen dirigiert Breathnach wunderbar. Auf den zweiten Blick kann man sich allerdings nicht des Eindrucks erwehren, im Ton-Wechsel zum Tragischen etwas hastig herumgerissen zu werden - zum einen weil diese Momente mit einer fast auszurechnenden Gleichmäßigkeit über den gesamten Film verteilt sind, zum anderen, weil den Akteuren mit einem Schlag die Mundwinkel gen Hals gleiten, als würde ein Schalter umgelegt.
Originaltitel: BLOW DRY
USA/GB 2000, 94 min
Verleih: Helkon
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Alan Rickman, Natasha Richardson, Rachel Griffiths, Heidi Klum, Josh Hartnett
Stab:
Regie: Paddy Breathnach
Drehbuch: Simon Beaufoy
Kinostart: 26.07.01
[ Sylvia Görke ]