• Meinungen

Überflieger – Das Geheimnis des großen Juwels

Am besten: nichts Neues

Vor fast sechs Jahren lernte man die ÜBERFLIEGER echt gern kennen: Richard, den von Störchen aufgezogenen Sperling, die wegen Mobbings angeknackste Zwergeule Olga inklusive ihres imaginären Freundes Oleg und Kiki, einen schwulen Party-Wellensittich. Nun geht das ganz wundervoll selbstverständlich diverse Trio also auf Edelsteinjagd, um Spatzendame Samia und deren Schwarm beizustehen, drangsaliert von zwei Marabus. Letztere schmachten unterm knallharten Kommando des niederträchtigen Pfaus Zamano, welcher sie aufgrund ihrer dauernd thematisierten Häßlichkeit psychisch beherrscht. Unschwer zu erahnen wohl zwei kommende Anwärter für unseren ziemlich speziellen Vogelkreis.

Ein neues Regieduo arbeitet im vormaligen Geist, dosiert Action klar unterhalb der Grenze zum nervigen Krach, begreift Unnormatives als Gewinn, opfert es nie schalen Gags. Ticks und Besonderheiten, so die unangetastete Botschaft, sind individuelle Auszeichnungsmerkmale, Freundschaft und Zusammenhalt höchste Preziosen. Wie hier ans nicht nur kleine Publikum gebracht (nämlich absolut schleimfrei, hingegeben ernsthaft, manchmal leicht melancholisch und trotz allem punktuell schön ironisch), läßt man sich Altbewährtes unverändert gut gefallen. Zumal außerdem gar etwas mysteriöse Spannung knistert, wenn Zora, sibyllinische Hüterin der Erinnerungen, verrätselte Hilfestellungen orakelt, oder bei Zamano final sämtliche bislang noch leidlich regulativen Geistesdämme brechen. Auch er kannte einst keine Bösartigkeit, wurde zum Schurken geformt; ein Opfer menschlichen Wahns.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...