Originaltitel: UNDERWORLD

USA/GB/D 2003, 121 min
Verleih: Concorde

Genre: Fantasy, Horror

Darsteller: Kate Beckinsale, Scott Speedman, Bill Nighy, Michael Sheen

Regie: Len Wiseman

Kinostart: 29.01.04

Noch keine Bewertung

Underworld

Treffen sich Blade und Wolverine in der Matrix ...

Lauernd schaut Selene in die Nacht. Schwer attraktives Mädchen, vielleicht etwas zu blaß. Nun, das zeichnet Vampire eben aus. Sie wartet jedoch nicht auf menschliche Beute – Lykaner (so benannt nach Lykanthropen, ergo Werwölfen) sind ihr Ziel, welche von den Blutsaugern schon seit buchstäblicher Ewigkeit bekämpft werden. Neuerdings haben die pelzigen Gesellen, obgleich zahlenmäßig unterlegen, durch fortschrittliche Waffen wieder an Stärke gewonnen. Seitens der Vampire reagiert man darauf mit Kopfjägern wie Selene. Von alldem hat Assistenzarzt Michael keine Ahnung, schließlich leugnet er als rationaler Jetztmensch allein die Existenz solcher Wesen. Der Biß des Rudelführers verwandelt ihn indes selbst in einen Lykaner, was aus werwölfischer Sicht elementar ist, da nur er unwissentlich über die Macht verfügt, das vampirische Imperium endgültig zu vernichten. Selene könnte dies verhindern, bringt Michael allerdings seit gemeinsamer Flucht tiefere Emotionen entgegen. Eine für viele Beteiligte tödlich endende Gefühlsregung ...

Finsterromantiker wünschen UNDERWORLD wahrscheinlich direkt zur Hölle: Trotz offensichtlichen Bestrebens, "Romeo & Julia – The Gothic Version" zu schaffen, wirkt die Liebesgeschichte so farblos wie das Ambiente, welchem sie erwächst. Dunkle Denker dürfte zudem verschrecken, wie absolut man das Vampir-Thema seiner philosophischen Ebene beraubt: Niemand empfängt den grausam-erotischen Unsterblichkeitskuß, auch in jüngeren Verfilmungen durchaus versinnbildlichte Angst vor AIDS bleibt von Schatten verdeckt. Die hiesig angebeteten Götter heißen Action, Bluteffekt und Zerstörung; neben ihnen wird nicht einmal der Engel der Originalität geduldet – blaustichiger Comic-Look, bleiche Mantelakrobaten in Lack und Leder oder mit ihrem Schicksal hadernde Untote sind nur einige Elemente eines zwei Stunden dauernden inhaltlichen wie visuellen Déjà-vu-Erlebnisses.

Macht aber alles nix. Wenn brachiale Soundgewitter den Kinosaal erzittern lassen, wenn Klassik und Moderne fast virtuos verschmelzen, wenn Recycling einfach derart atemlos von einem Höhepunkt zum nächsten hetzt, gibt das volle vier von fünf grünen Punkten auf der Unterhaltungs-Skala.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...