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Universalove

Lieder, Länder, Liebesschmerz

Ein Kaleidoskop an Liebesgeschichten aus aller Welt. Splitter gebrochener Herzen, zusammengefügt zu einem Episodenreigen und verkittet mit der Musik der Band „Naked Lunch“: Julie aus Marseille liebt Rashid, der, in kriminelle Geschäfte verstrickt, langsam den Boden unter den Füßen verliert. Der Boden schwankt auch in Tokio – für einen introvertierten Computerbastler, der sich in die schöne Bedienung einer Suppenküche verliebt.

Und während in New York ein Taxifahrer von seiner Eifersucht zerfressen wird, leidet in Luxemburg ein Mann daran, daß er für seine bürgerliche Scheinwelt mit Frau und Kind den jungen Geliebten verraten hat. Schließlich gibt es in Rio de Janeiro eine Begegnung zwischen einem kaputten Tele Novela-Star und einer Frau aus den Favelas, und zwischen den Stadtbrachen Belgrads findet nach Jahren des Zögerns und Entziehens ein Musiker die Kraft, sich zu entscheiden. Für die Liebe, natürlich.

Eine globale Liebesgeschichte sei der Film. Es ginge um die die großen Gefühle. Wie im Schlager. Wie in der Oper. Und deshalb ist UNIVERSALOVE auch ein Musikfilm. Und ja, die Musik ist nicht schlecht und die Geschichten auch nicht. Und doch bleibt UNIVERSALOVE ein Oberflächenspiel. Eine Instant-Emotionalität aus dem Pülverchen klischierter Melancholie gebrüht. Also aus Nacht und Neon. Aus Regen auf verfallenen Straßenzügen. Aus Nouvelle-Vague-Attitüde und Wong Kar-wai-Pose.

All das wird mit Musik bedeckt. Leider auch dann, wenn man einfach mal Ruhe haben möchte, um den Blick in ein Gesicht in Stille zu genießen. Nur mal den Regen und den Verkehr hören, ohne Welt-, also Liebesschmerz-Songs auf der Tonspur. Es fehlt da Regisseur Thomas Woschitz eindeutig am Gespür für die Ökonomie. Ein wenig wirkt UNIVERSALOVE wie ein Spiel: Wie viele Lieder bekomme ich in einem 80-Minuten-Film unter? Im Fall UNIVERSALOVE ist die Antwort: zu viele. Musikfilm hin oder her.

Und doch kann man sich das getrost anschauen. Und dieses „getrost“ soll nicht gönnerhaft klingen. Das Schöne an UNIVERSALOVE ist, daß der Film in seinem selbstvergessenen und auch etwas narzißtischen In-Stimmungen-Suhlen für verliebte Melancholiker ein geeignetes Medium der Kontemplation, des tröstlichen Selbstmitleids sein könnte. Der Soundtrack zumal dürfte das bestens forcieren.

Originaltitel: UNIVERSALOVE

Österreich/Luxemburg/ Serbien 2008, 80 min
Verleih: Neue Visionen

Genre: Episodenfilm, Liebe, Musikfilm

Darsteller: Anica Dobra, Damien Smith, Sri Gordon, Daniel Plier, Magda Gomes, Kyoichi Komoto

Regie: Thomas Woschitz

Kinostart: 11.02.10

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.