Originaltitel: UNKNOWN

USA/D/F/GB 2010, 113 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt

Genre: Action, Thriller

Darsteller: Diane Kruger, Liam Neeson, Bruno Ganz, January Jones, Karl Markovics, Sebastian Koch, Stipe Erceg, Petra Schmidt-Schaller

Regie: Jaume Collet-Serra

Kinostart: 03.03.11

5 Bewertungen

Unknown Identity

Berlin kann sehr gefährlich sein

Ein sympathisches Paar, der amerikanische Biologe Dr. Martin Harris und seine Gattin. Beide charmant, weltgewandt, kultiviert. Sie begleitet ihren Mann zu einem Kongreß nach Berlin. Das ist gut so, denn ein wenig nervös ist der Doktor schon. Ganz normales Lampenfieber, wie es jeden plagt vor einem großen Auftritt. Und einen solchen hat Harris zu absolvieren auf besagtem Kongreß. Also nur nicht die Ruhe verlieren. Auch nicht, wenn man beim Einchecken ins Hotel Adlon feststellt, daß man eine Tasche mit wichtigen Unterlagen auf dem Flugplatz vergessen hat. Da schüttelt Dr. Harris den Kopf über sich, winkt nach einem Taxi und gemahnt die junge, blonde Fahrerin zur Eile Richtung Airport. Doch dort wird Harris nicht ankommen. Ein Unfall. Und wenn vier Tage später Harris aus dem Koma erwacht, wird er ein Namenloser, ein Mann ohne Identität sein. Seine Frau erkennt ihn nicht, und an ihrer Seite strahlt ein Mann, der sich glaubwürdig als Dr. Martin Harris vorstellt.

Wahnsinn, Alptraum oder Komplott? Die Antwort auf diese Frage gibt UNKNOWN IDENTITY leider etwas schnell. Was schade ist. Regisseur Jaume Collet-Serra, der schon mit ORPHAN – DAS WAISENKIND recht spannend zu unterhalten wußte, vermag auch hier ganz geschickt eine Atmosphäre latenter Unsicherheit und Irritation zu erzeugen. Aber UNKNOWN IDENTITY will eben kein Psychothriller sein und setzt deshalb bald auf Tempo und Action. Und somit auf die Karte „Komplott.“ Ist diese Karte ausgespielt, kracht und knallt es, wie es das Genre verlangt. Harris hat plötzlich miese Killer am Hals, einen alten Offizier der Staatssicherheit als fragwürdigen Verbündeten und die quälende Frage im Schädel: Wer oder was bin ich? Und was geht hier vor?

Bei der Suche nach Antworten tickt natürlich die Zeit und mit dieser, so viel sei verraten, auch eine Bombe. Und ja, zugegeben – irgendwie befriedigt einen UNKNOWN IDENTITY auch ob der Art, wie darin Berlin demoliert wird. Darüber hinaus wartet eine ja nicht wirklich originelle Story mit dieser und jener tatsächlich cleveren Wendung auf.

Und mit Figuren, wie sie eben zu einer richtigen Räuberpistole der guten, alten Art gehören. Undurchsichtige Typen in einer undurchsichtigen, doppelbödigen Story. Nur Diane Kruger als Taxifahrerin und rettender Engel ist da wie gewohnt mimische Eindimensionalität in Blond.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.