D 2015, 93 min
FSK 6
Verleih: X Verleih
Genre: Drama, Experimentalfilm
Darsteller: Franz Rogowski, Maresi Riegner, Jonas Dassler, Emanuel Schiller, Angela Winkler
Regie: Henri Steinmetz
Kinostart: 28.01.16
Fünf junge Menschen streifen durch die Stadt. Vier davon Jungs, allesamt eher Ritter der traurigen Gestalt, aber voll des adoleszenten Überschwangs. Einer der Ritter heißt Tubbie. Tubbie müht sich redlich in den Posen des Anführers. Und das so, als hätte er erst gegoogelt, was „Sophisticated“ heißt und dann gleich noch, was man so unter „charismatisch“ versteht. Wirklich geschnallt hat Tubbie wohl weder das eine noch das andere, aber irgendwie ist es schon niedlich, wie er sich an der Verkörperung von beidem versucht.
Nur, um es erwähnt zu haben: Natürlich würde Tubbie es echt nicht toll finden (und Regisseur Henri Steinmetz, der Tubbie hier in Szene setzte, wohl eher auch nicht), wenn man ihn für „niedlich“ hält. Weil der Tubbie doch ganz schön autoritär und auch mal gewalttätig sein kann. Und eine Freundin hat, die Marie nämlich. In der Clique ist sie das Quotenmädchen mit den viel zu roten Lippen und immer etwas aufgerissenen Augen, das gern ein Baby hätte mit dem Tubbie. Das ist Maries heimlicher Wunsch, warum auch immer.
UNS GEHT ES GUT jedenfalls zeigt diese Truppe zwischen Phlegma, Übermut und Kleingangsterattitüde. Zeigt einen Tag des Dahintreibens durch eine Stadt, die, ähnlich wie diese Kids, gleichsam erstarrt und scheintot in Sonnenlicht und Langeweile dümpelt. Und man muß es zugeben: Was Steinmetz hier erschafft, ist die fühlbare Existenzerfahrung der Belanglosigkeit. Ist Kino als Experimentierfeld jenes formalen Leerlaufs, der sich immer einstellt, wenn man nichts mehr zu erzählen hat, aber narzißtisch genug ist, das gut und irgendwie interessant zu finden. Insofern ist UNS GEHT ES GUT ein Paradebeispiel für die Einheit von Form und Inhalt. Die Anämie der und des Gezeigten. Und die Anämie des Zeigens selbst (das Wort „erzählen“ würde es nicht treffen). Beides blaßt hier als das Artifizielle, als ein sich der Konvention des sogenannten „Realismus“ verweigernder Kunstwillen.
Was erst einmal absolut positiv zu bewerten wäre – würde dieser Kunstwillen nur nicht so fatal und auch fatal eitel um seiner selbst willen existieren. Die leblos flattrigen Dialoge. Die Kunsthochschul-Bildkompositionen. Die Manieriertheit der Zwischentitel. Die Affektiertheit des Spiels. Und dann diese plötzlich gelungene finale Szene im dichten Nebel, die einen mit etwas Wohlwollen an Michelangelo Antonioni erinnern mag, aber auch nichts mehr rettet.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.