Originaltitel: LIFE
GB 2011, 90 min
FSK 0
Verleih: Paramount
Genre: Dokumentation, Natur
Regie: Martha Holmes, Mike Gunton
Kinostart: 15.03.12
Die Tierfilmmaschinerie läuft wie geschmiert: Am flüssigsten rollte bisher der Rubel bei UNSERE ERDE, dann ging es in UNSERE OZEANE, und nach Insekten, Zugvögeln und allerhand Meeresgetier aus dem tiefen Blau schien bald jedes Viech vor die Kamera gezerrt, so daß man sich ernsthaft fragte, folgt in Kürze noch UNSER HAUSTIER, oder was? Nun, Skepsis ist bei von Buchhaltern auf den Weg gebrachten Filmprojekten immer angesagt, diesen Film sollte man dennoch nicht säumen, weil man – und das war wahrlich am wenigsten zu erwarten – tatsächlich nie Gesehenes geboten bekommt.
Dazu gehören der Actionfilm-taugliche, vom Feind im Nacken veranlaßte Sprint des süßen Rüsselhündchens, die kluge Geschicklichkeit der Kapuzineräffchen (mit ihren Elvis-Gedächtnisfrisuren) im Umgang beim Nußknacken, das aufwendige Geburtsprocedere des zentralamerikanischen Glasfroschs, der seine Eier in einer gelatineartigen Masse an eine Blattspitze hängt, bis die Kaulquappen ins Wasser plumpsen, sowie die Schnappattacken eines für seine Opfer zum Verzweifeln getarnten Chamäleons, was den Sprecher zum lakonischen Kommentar hinreißen läßt: „Delicious!“ Packend sind die Aufnahmen immer auch dann, wenn auf Größe gespielt wird – der Zug scheinbar endloser Herden, das Ballett abertausender Krabben oder das verzweifelte Buhlen von gleich sechs Buckelwahlherren um die Aufmerksamkeit des paarungswilligen Weibchens. Die Landschaftsaufnahmen haben zu Beginn etwas von der meditativen Rattenfängeratmosphäre einer Titelseite des „Wachturm“, und natürlich könnte sich der Streber im Zuschauer melden, weil manch’ Kommentar schlampig bis falsch gesetzt ist, etwa: „Jedes Leben beginnt mit der Geburt!“ Geradezu reaktionär muten Behauptungen wie die vom Sinn jeden Lebens durch Vermehrung an. Aber geschenkt ...
Gelungen ist das musikalische Konzept, daß von Brasseinlagen bis zu Flamenco-Tupfern reicht, da hat sich George Fenton durchaus gemausert. Interessant, wenn auch nicht neu für den geübten Tierfilmgucker, sind die Ausführungen über das Dynastie-Phänomen unter Tieren, beeindruckend die Ausdauer und Hinterhältigkeit der Komodo-Warane, und zu immer gut funktionierender Niedlichkeit taugen die kaffeeschwarzen Augen eines Robbenbabys.
Das Herz so richtig weich werden lassen jedoch die Fürsorge und das Kuschelbedürfnis der in Japan lebenden Schneeaffen, die mit rotglühenden Gesichten in den heißen Quellen baden und sich gegenseitig den Pelz zupfen und die Brust wärmen.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.