Originaltitel: EARTH: ONE AMAZING DAY
GB/China 2017, 94 min
FSK 0
Verleih: Universum
Genre: Dokumentation, Natur
Stab:
Regie: Peter Webber, Richard Dale, Fan Lixin
Stimmen: Günther Jauch
Kinostart: 15.03.18
Was haben Robert Redford, Jackie Chan und Günther Jauch gemeinsam? Unter anderem das: Sie geben, jeweils in ihrem Sprachraum, die Erklär-Bären im zweiten Teil jener großen, mit immensem Aufwand an Zeit, Technik und Know-how gedrehten kinematographischen Weltumarmungsgeste namens UNSERE ERDE.
Und reden wir nicht lange drum herum: Obwohl der berühmte Moderator einer Quizshow hier einen Tonfall pflegt, der irgendwo zwischen staunendem Einfaltspinsel und wohlmeinendem Klugscheißer changiert, hat diese Weltumrundung als Ein-Tages-Reise in 94 Kinominuten absolut ihren Schauwert. Und versprochen: Selbst Leute, die derlei Natur-Opern-Tamtam skeptisch gegenüberstehen, dürften sich zumindest gelegentlich beim Staunen ertappen. Zum Beispiel beim Trip nach Galapagos. Auf dem karstigen Gestein vorm garstig tosenden Meer jagen da zahllos aus den Felswinkeln hervorwimmelnde Schlangen, die nicht umsonst „Galapagos Racer“ heißen, frisch geschlüpfte Meerechsen, deren Weg zum Wasser somit einer auf Leben und Tod wird. Es sind surreal, vorzeitlich anmutende Szenen, grotesk und dramatisch in einem.
Anderes Beispiel: die als „Meereseinhörner“ bekannten Narwale, denen sich die Kamera in gestochen scharfen Bildern nähert, dabei mit diesen Tieren so schwerelos im Wasser schwebend, daß man für Momente selbst der Illusion erliegen mag, man sei der Schwerkraft enthoben. Einer der bestmöglichen Kontrapunkte dazu könnte dann der Kampf zweier Giraffenbullen sein – ein halb pittoresker, halb rabiater Kriegstanz in Licht und Staub der afrikanischen Savanne.
Man könnte das Aufzählen solcher Szenen noch eine ganze Weile fortsetzen. Bedient werden dabei freilich auch generalstabsmäßig alle nur möglichen Emotionen, die das Kino eben gern bedient. Und natürlich kann man auch aus diesem Grund die kritische Distanz zu diesem Spektakel pflegen, daß aus „unserer“ Erde eine Eventbude der Sensationen macht.
Am fulminanten Schauwert des Ganzen ändert das freilich nichts. Flora, Fauna und Jauchs Stimme – zwischendurch wirkt das glatt so, als wäre unsere Erde tatsächlich nur deshalb da, um in solchen Kinobildern verewigt zu werden.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.