D 2022, 113 min
FSK 0
Verleih: Neue Visionen
Genre: Dokumentation, Musik
Regie: Torsten Striegnitz, Simone Dobmeier
Kinostart: 22.09.22
Moment bitte ... Erst mal die Utta-Danella-Gedächtnis-Träne aus dem Auge wischen ... Ehrlich, warum dieser Titel?! Denn was deswegen wie ein glitschiges Stück Drüsenkino anmutet, zeigt sich in Wahrheit sehr sehens- und nicht weniger hörenswert!
Judith Kamphues ist immer „unverschämt gut gelaunt“, eine beim Miterleben an der Substanz kratzende Nerverei, sie löst sich später in herrlichem Witz auf. Hingegen verfolgt Hyunju Kwon zu verbissen ihre Profession, alles Übungssache, da geht zukünftig noch einiges. Und Simon Halsey braucht keinem seine Klasse demonstrieren, er hat’s eben drauf. Was genau, mag mancher nun fragen: das Leiten von Chören.
Inklusive beweglicher Kamera und entschlossener Schnitt-Technik taucht der Film tief, findet Leidenschaft und Hingabe, legt Magisches frei, enthüllt die Macht der Musik. Umso wuchtiger, da Menschen ihre Einzelstimmen zum voluminösen Klangkörper vereinen. Das begeistert, dankenswerterweise erlaubt das Regie-Duo ausgesungene Werke statt hektisch montierter Schnipsel, stellt Kwons bereits erstaunlich sicherem, trotzdem natürlich Erfahrung missendem Anfängertum Kamphues’ unkonventionelle Lehrmethoden zur Seite. An Halseys freundlicher Souveränität bestanden eh nie Zweifel. Ins Wanken kommt sie indes, als Corona die Kultur unterjocht, Lähmung um sich greift.
Auch davon erzählt eine inhaltlich vielschichtige Doku, die sich warm anfühlt und bisweilen sogar mutig zur selbstironischen Abschweifung greift. Etwa dann, wenn Kamphues einer indisponierten Dame die Angst nimmt: „Du kannst nicht singen? Du siehst gut aus, das ist die halbe Miete!“
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...