Noch keine Bewertung

Unter dem Regenbogen

Die Liebe, das Leben, der Wahnsinn

Doch, doch: Mir haben sie richtig gefehlt. Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri – dieses wahrlich unvergleichliche ungleiche Paar. Sie, die Zerstreute, die Wortgewandte, die Luftige, er, der Dauergrummelnde, der Kotzbrocken, der Polterer. Seit knapp fünf Jahren hat man nichts Neues mit den beiden gesehen, nun ist es nach LUST AUF ANDERES, SCHAU MICH AN! und ERZÄHL MIR WAS VOM REGEN bereits der vierte Film, den die zwei als Regisseurin beziehungsweise Ko-Autor bestreiten, und sie spielen diesmal: ein ungleiches Paar.

Jaoui gibt die Schauspielerin Marianne, der die Rollen ausgehen, weswegen sie mit einer beneidenswerten Geduld eben auch unbegabten Kindern das Theaterspielen näherbringen will. Und Bacri ist hier ihr Fahrschullehrer Pierre, das heißt ein Fahrschullehrer, wie ihn eben nur Bacri kann: bärbeißig, schmallippig, kantig, zum Abschnallen und Aussteigen. Wobei dieser Pierre allen Grund zur Grummeligkeit hat, denn zum einen nerven die Blagen seiner neuen Bekanntschaft gehörig, noch dazu in seiner Wohnung, und zum anderen trifft er auf die schrille Irma – ausgerechnet, als er seinen Vater unter die Erde bringt. Die mit Wahrsagerkräften Ausgestattete hatte vor vielen Jahren nichts Besseres zu tun, als Pierre den 24.3. als dessen Todestag vorauszusagen. Der 24. März dieses Jahres!

Doch vorerst dreht es sich weiter, das illustre Personenkarussell des Films, der auf eigentümliche, aber immer wieder mitreißende Art mit Märchenelementen verziert daherkommt, denn es wird auch die Geschichte von Mariannes Nichte Laure erzählt, die sich in Sandro verguckt, der seinen guten Charakter schon mal vergessen läßt, wenn es nur um seine Musikkarriere geht. Da flicht das Schreiberduo Jaoui-Bacri die Figur Maxime, eine der spannendsten des Films, ein, einen Musikus mit Mephisto-Touch, der den jungen Nachwuchskomponisten Sandro zum Egoschwein mutieren lassen will. Diesen Maxime spielt der Superstar Benjamin Biolay mit einer geradewegs animalischen Lust am Bösen, am Etwaigen, am Nebulösen, ja am Schweinischen aus. Sein Maxime ist einer, dem die Weibchen an den Hacken kleben, der nur schauen braucht, um ...

Vornehmlich aber geht es – leidenschaftlich vermengt und klug verknüpft – um den ganz normalen Wahnsinn Leben und die Unmöglichkeit einer glatten Liebe, es holpert und stolpert nun einmal ständig im Miteinander. Und wer wüßte das besser als die einst oder wieder (?) auch privat liierten Filmemacher, und natürlich Woody Allen? Hinter dessen pointierten Dialogen braucht sich das lebenskluge, durchgeknallte, bodennahe und zugleich weltentrückte Szenarium gewiß nicht zu verstecken.

Originaltitel: AU BOUT DU CONTE

F 2013, 112 min
FSK 6
Verleih: Film Kino Text

Genre: Komödie, Liebe, Poesie

Darsteller: Agnès Jaoui, Jean-Pierre Bacri, Agathe Bonitzer, Benjamin Biolay

Regie: Agnès Jaoui

Kinostart: 10.10.13

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.