Alles ist eingespielt und dennoch aufregend genug, um glücklich zu sein. Jean und Marie sind lange verheiratet, haben voreinander Respekt und verbringen auch in diesem Jahr den gemeinsamen Urlaub in einem kleinen Ort an der Atlantikküste. Ein zurückgezogenes Leben - nur ein altes Haus, trockener Wein beim Abendessen und die endlose See. Als Jean zum Schwimmen ins Meer geht, döst Marie ein wenig schlummrig am Strand. Als sie erwacht, ist Jean nicht mehr da. Unauffindbar. Die nächsten Stunden nicht, auch nicht die nächsten Tage und Wochen...
Diesem Mann gehört die Zukunft. François Ozon (SITCOM, TROPFEN AUF HEISSE STEINE) ist ohne Zweifel durch seine erfrischenden, frechen und mutigen Filme momentan der hoffnungsvollste Regisseur Frankreichs. Nach seinen eher schräg-skurrilen Werken betritt Ozon hier aber filmisches Neuland und besteht glänzend. Er läßt Marie ein scheinbar normales Leben weiterführen, ihre Freunde akzeptieren es - teils aus Pietät, teils auch aus Feigheit - wenn Marie von der baldigen Dienstreise-Rückkehr ihres Mannes spricht. Sie erliegt der Illusion, daß Jean noch neben ihr schläft, mit ihr ißt und lacht. Marie klammert sich an alles, was Hoffnung verspricht.
Ozon weiß zu gut, daß dies natürlich ist, eine Art im Umgang mit schmerzlichem Verlust. Marie ist Intellektuelle, sie kann eigentlich nicht so blind sein. Doch sie ist auch ängstlich, und dafür bringt Ozon unermeßliches Verständnis und Feingefühl auf. Mit diesem ergreifenden und stolzen Film zeigt er eine völlig neue Facette seines Könnens und bietet seiner brillanten Hauptdarstellerin Charlotte Rampling die ganz große Bühne und uns eines der bewegendsten Filmerlebnisse der letzten Jahre.
Originaltitel: SOUS LE SABLE
F 2000, 88 min
Verleih: Alamode
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Charlotte Rampling, Bruno Cremer, Jacques Nolot
Regie: François Ozon
Kinostart: 22.11.01
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.