Originaltitel: UNDER THE TUSCAN SUN
USA 2003, 115 min
Verleih: Buena Vista
Genre: Liebe
Darsteller: Diane Lane, Sandra Oh, Lindsay Duncan, Raoul Bova
Stab:
Regie: Audrey Wells
Drehbuch: Audrey Wells
Kinostart: 15.04.04
Alles beginnt mit Gläserklirren, Easy Jazz und cleverem Partygetuschel. Bis zur fünften Minute sieht es so aus, als hätte Woody Allen einen neuen Film gemacht. Dann steckt jemand der Heldin - Frances, Schriftstellerin in San Francisco, Ende dreißig, noch frisch verheiratet und schwer verliebt -, daß ihr Mann fremdgeht. Und hier verläßt die Geschichte auch schon das Dickicht der Städte, in dem sich Woodys Zauderer in solchen Situationen verkrochen und sich in ihren Monologen und beiläufigen Lebensweisheiten verbröselt hätten. Frances entscheidet sich für den Dialog, den radikalen Schnitt, die ausdrückliche Sehnsucht und die Landpartie.
Frisch geschieden und mit Schreibblockade geht sie auf Reisen in die Toskana. Dort spuckt sie der Bus vor dem baufälligen Gemäuer einer verwunschenen kleinen Traumvilla aus, durch die die Vögel flattern. Sie kaufts, wird Bauherrin und Seelsorgerin von drei polnischen Hilfsarbeitern, verliebt sich, sie hüpft vor dem Spiegel, weint vor dem Spiegel, sie lernt ein bißchen polnisch fluchen und italienisch sprechen komplett, sie erobert und kuppelt Herzen, sie beherbergt ein Käuzchen, sie beginnt wieder zu schreiben.
Dies ist eine Midlife-Crisis-Sahnetorte von einem Film. Regisseurin und Drehbuchautorin Audrey Wells hat dafür mit schöner Selbstverständlichkeit die fettesten Klischees verbacken - aber als Ensemble schmeckt das erstaunlicherweise alles ganz leicht und fluffig. Hier sind die Gefühle groß und die Egos klein, die Gemäuer romantisch verfallen, die Dekolletés üppig, die Italiener feurig, die Polen versponnen und die Traumprinzen intellektuell bebrillt. Hier ist die Liebe süß und der Schmerz selten bitter, und wenn doch, dann wird man mit Vogelmist bekleckert oder jemand gibt eine mediterrane Lebensweisheit zum besten. Weil dieser Film so konsequent gedankenverloren und detailverliebt in seiner eigenen Welt schwebt, funktioniert er für den Augenblick ganz gut. Man kriegt hier kein Herzrasen, und der Film pocht auch nicht länger als ein, zwei Tage nach. Er massiert nur die Seele, solange er läuft.
Woody Allens sperrige Zauderspechte und Stadtneurotiker haken sich da besser im Herzen fest, auch weil die Liebe bei ihnen - wenn sie kommt - wirklich unverhofft kommt. Daß in Frances forsch saniertes Leben am Ende doch noch das hochverdiente Glück hereinschneit - daran konnte nun wirklich keiner zweifeln.
[ Christian Seichter ]