D 2019, 93 min
FSK 12
Verleih: GMfilms
Genre: Dokumentation, Biographie
Regie: Mario Schneider
Kinostart: 07.10.21
Sie gehörte zum Erscheinungsbild Leipzigs und verkörperte auch darin wohl, was man gemeinhin ein „Original“ nennt: Die Straßenmusikerin Uta Pilling, die, nahezu blind, mit Akkordeon und lauter Stimme ihre Lieder sang. Gerne eigene, gerne welche von Brecht/Weill, gern auch mal eins von Leonard Cohen. Gerne in einem gut verrührten Mischmasch zwischen Klassenkampfempörung, Moritat und Liebesleid. Am 8. Juni letzten Jahres starb Uta Pilling im Alter von 72 Jahren.
Womit Mario Schneiders UTA zum Erinnerungsfilm wurde. Daß Pilling hier nicht zum ersten Mal vor einer Kamera Auskunft gibt, ist Schneiders Dokumentarporträt anzusehen. So wie ihm auch anzumerken ist, daß man sich schon länger kennt: 2015 stand Pilling dem Regisseur schon einmal in dessen Doku AKT Rede und Antwort. Die Vertrautheit jedenfalls, die zwischen den beiden bestanden haben muß, führt in UTA jetzt so weit, daß die Porträtierte selbst die persönlichsten und schmerzhaftesten Tragödien ihres an solchen Tragödien wahrlich nicht armen Lebens in einer oft schon frappierenden Offenheit vor der Kamera reflektiert. Und das in einem Ton und Gestus, der von Exhibitionismus ebenso frei ist wie von Larmoyanz.
In kontemplativer, fast elegischer Manier, mit ruhigen Einstellungen in Schwarzweiß, breitet UTA ein Leben aus, das den existentiellen Balanceakt nicht suchte, aber auch nicht scheute. UTA zeigt, auf welch eindringliche Weise Eigenwille und Stärke Verletzlichkeit mit einschließen. Wie Humor und Kunst einem das Leben retten können. Und wie erfüllend ein echtes, in Höhen und Tiefen (Abgründe inklusive) gelebtes Leben abseits unserer normierten Gewöhnlichkeit sein kann.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.