Originaltitel: V FOR VENDETTA
GB/D 2006, 120 min
Verleih: Warner
Genre: Comicverfilmung, Action, Science Fiction
Darsteller: Natalie Portman, Hugo Weaving, Stephen Rea
Regie: James McTeigue
Kinostart: 16.03.06
"Erinnert euch an den 5. November, an die Pulververschwörung!" orakelt es zu Beginn. Gemeint ist der "Guy Fawkes Day" zu Ehren jenes berüchtigten britischen Volkshelden, der 1605 beinahe das Parlament gesprengt und so die tyrannische Herrschaft von James I. beendet hätte. Auch das Großbritannien der Zukunft hat mit dem sinistren Kanzler Sutler seinen Tyrannen, doch ein Rebell mit dem Decknamen V macht ihm das Leben schwer. Nachdem er der jungen Evey das Leben rettet, läßt er den Londoner Justizpalast in Flammen aufgehen, pünktlich am 5. November.
Dieser rasanten Ouvertüre folgt in wechselndem Tempo ein zweifelhafter Mix aus Agitprop, Action und zahmer Revolution. Das futuristische Terror-Regime mit Doppelkreuz-Symbolik, Denunzianten und permanenter Militärpräsenz weckt nicht nur bittere Assoziationen mit Nazi- und Stalinidealen, sondern bietet auch Nährboden für zahme Seitenhiebe in Richtung Gegenwartspolitik. Von hartem Vorgehen gegen Schwule, Ausländer und ähnliche Terroristen ist die Rede, von einem gefährlichen Vogelvirus. Medien dienen der Panikmache und dem Meinungsdiktat, und die Inhaber der Macht halten mit Gewalt an dieser fest. Die USA zeigen sich 2020 ironischerweise als dahinsiechende Kolonie, von Seuchen und Gottlosigkeit zerfressen.
Das klingt spannend, und sicher kam Alan Moores Comicvorlage genau zur rechten Zeit, trieb doch Mitte der 80er die Thatcher-Ära in Großbritannien konservativ-repressive Blüten. Die Produzenten Larry und Andy MATRIX Wachowski spickten die Geschichte mit Anspielungen auf die Genforschung und die gegenwärtige Anti-Terror-Politik. Doch sie mußten eine Ahnung gehabt haben, daß die Komponenten sich - anders als die Chemie-Basteleien von V - nicht zum großen Knall fügen und überließen einem anderen die Regie. Zu viel wird nun erklärt, statt gezeigt, zu abstrus kommen Wendungen daher, zu beliebig vollziehen die Charaktere psychologische Purzelbäume. Evey zum Beispiel wird zur Verbündeten, dann zur Verräterin, nur um es sich wieder zu überlegen. Hugo Weaving spielt V mit donnernder Stimme. Jammerschade ist nur, daß er ausschließlich maskiert agiert.
Letztlich muß man den Machern dieser Action-Operette eines zugestehen: großen Mut zum Kitsch, zur großen Geste, zum Überfluß an Seitengeschichten und leider auch zum grenzenlosen Humbug.
[ Roman Klink ]