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Verbrechen verführt

Böse Mädchen kommen überall hin

Ein Gangsterleben ist viel angenehmer als allgemein vermutet - so oder ähnlich federleicht kommt die Botschaft des neuesten Brit-Kino-Imports daher: Man hat Spaß, kann den Benachteiligten Gutes tun und erntet nebenbei noch einen Haufen Schotter. Diesmal sind es zwei Großstadt-Schwalben - die arbeitslose Schauspielerin Frances und Medizinerin Shannon - die zufällig im Londoner Untergrund aufschlagen und auf den kriminellen Geschmack kommen.

Auslöser ist einer der zahlreichen Telefonmitschnitte von Shannons Freund, einer Art "Audio-Spanner". Sie werden nach durchzechter Nacht Ohrenzeugen eines lukrativen Überfalls, und die Telefonnummer eines Gangsters gibt es gratis mit dazu. Wer da nicht anruft und erpreßt, ist selber Schuld! Doch mit wem sich das THELMA UND LOUISE-Team einläßt, merkt es sehr schnell. Dank der Verbissenheit der Gangsterbulldogge Mason mißlingen einige Geldübergaben, und die körperlich ramponierten Zivilopfer werden ausgerechnet in Shannons Klinik eingeliefert. Mit jedem Mißgeschick steigt der Mut der Nachwuchsgangsterinnen, die Forderungen werden höher. Doch die kleine Erpressungsaktion wächst ihnen über den Kopf, schon bald fliegt Blei und fließt Blut. Nicht so schön. Aber wie tönt es so passend aus den Kinoboxen? "Sisters are doin’ it for themselves". Die Killerladies raufen sich ein letztes Mal zusammen und tun ihr bestes, um Mason Saures zu geben.

Die Zutaten von VEBRECHEN VERFÜHRT klingen vielversprechend, bewährt. Vom Moloch London über die illustre Gangsterpalette bis hin zum unzurechnungsfähigen Ermittlerduo, nichts steht dem schwarzhumorigen Killertrip im Weg. Regisseur Mel Smith hat jedoch auch schon den weniger fulminanten BEAN - DER KATASTROPHENFILM auf dem Kerbholz, und damit ist der Kurs klar. Schmunzelige Nettigkeiten bis zum Abwinken und stets ein Fuß auf dem Bremspedal. Niemand darf sterben - um Himmel Willen, auf der Intensivstation ist ja genug Platz! Selbst das weibliche Duo Infernal, die stets zuverlässige Minnie Driver und Mary McCormack in bester Courtney-Love-Laune, ist kein Gewinn.

Da lobt man sich doch den grimmigen Gangsterkosmos eines Guy Ritchie. Der macht auch beim x-ten Mal noch mehr Spaß als dieses Schonkost-Komödchen. VERBRECHEN VERFÜHRT eben nicht immer ...

[ Roman Klink ]