Originaltitel: LEAP YEAR
USA/Irland 2010, 100 min
FSK 6
Verleih: Kinowelt
Genre: Romantik, Komödie
Darsteller: Amy Adams, Matthew Goode, Adam Scott, John Lithgow, Kaitlin Olson
Regie: Anand Tucker
Kinostart: 09.09.10
Anna ist eine dieser erfolgreichen, anstrengend eloquenten, urbanisierten Frauen, die seit SEX AND THE CITY so en vogue in Fernsehen und Kino sind. Also eine Frau mit dieser immer etwas hysterisch entäußerten Wir-sind-schick-und-emanzipiert-aber-auch-traditionell-und-anlehnungsbedürftig-Attitüde.
Ob des Charakterpunktes „traditionell und anlehnungsbedürftig“ nun offenbart sich bei Anna Unmut darüber, daß Freund Jeremy ihr nach vier Beziehungsjahren immer noch keinen Heiratsantrag macht. Womit Charakterpunkt „emanzipiert“ ins Spiel kommt: Selbst ist die Frau, denkt sich Anna. Und reist dem beruflich in Dublin weilenden Jeremy hinterher, um diesen, da wiederum einem alten irischen Brauch folgend (Tradition, wie schon gesagt), am 29. Februar mit einem Heiratsantrag ans Ehekreuz zu nageln.
Doch das Wetter ist sehr irisch, also stürmisch, der Flug muß umgeleitet werden, und die verwöhnte Wohlstands-Amerikanerin landet irgendwo in der Pampa. Um dort auf den attraktiven, aber ruppigen Pub-Besitzer Declan zu treffen, der sich griesgrämig bereit erklärt, Anna nach Dublin zu chauffieren.
Ja, die Handlung klingt so originell, wie der (deutsche Verleih-)Titel dazu. Und klar, man ahnt, wie diese zwei sich ständig in den Haaren Liegenden, am Ende dann in die Arme fallen werden. Das Überraschende nun ist: VERLOBUNG AUF UMWEGEN funktioniert! Und zwar verdammt gut. Nicht trotz, sondern gerade wegen der altbekannten Konstellationen. Regisseur Anand Tucker nämlich bläst ziemlich lässig den Staub von den Klischees und läßt dazu diese zwei Gegensätze Anna und Declan einfach tun, was Gegensätze eben tun. Sich anziehen nämlich. Dafür findet VERLOBUNG AUF UMWEGEN herrliche Szenen, pfiffige Dialoge und ein schönes Tarieren zwischen Screwball-Witz und Schau-mir-in-die-Augen-Romantik. Und man muß sagen, Amy Adams und Matthew Goode beherrschen das fabelhaft.
Amerikanerin und Ire, Emanzipation und Machismo, neurotische Großstadtpflanze und Natur-Rauhbein. Cocktail und Single Malt. Was nicht harmonieren mag, muß sich letztlich doch lieben. Und als Dreingabe, wie die leckeren Nüßchen zum Guinness, gibt es wunderbare Sidekicks – etwa zwei kauzige, alte Iren, die Dialoge sprechen, die Beckett hätte geschrieben haben können, wenn dieser etwas weniger misanthropisch gewesen wäre.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.