• Meinungen

Verlorene Liebesmüh’

Shakespeare als luftige Revue

Der König von Navarra beschließt, der schnöden Welt und ihren verführerischen Zerstreuungen für drei Jahre den Rücken zu kehren, um sich ungestört seinen Studien widmen zu können. Seine Gefährten Biron, Dumain und Longaville sollen ihm auch dabei tapfer zur Seite stehen. Fasten, wenig Schlaf und keine Damenbesuche - so lauten die Regeln. Feierlich wird ein Schwur auf die Einhaltung der Gebote geleistet. Doch was Biron längst ahnte, tritt ein und verwandelt die selbstgewählte Einsiedelei in ein wahres Tollhaus: Alles ist zu ertragen, nur nicht der Verzicht auf die Gesellschaft des weiblichen Geschlechts! Und so verwandeln sich die ernsthaften Studiosi bei Ankunft der Prinzessin von Frankreich in liebeskranke Idioten.

Was Branagh schon in seinen bisherigen Shakespeare-Adaptionen in den Mittelpunkt stellte, betreibt er hier bis zum Exzess: Romantik und leichte Unterhaltung. Zum Sprachwitz der Vorlage gesellen sich diesmal modernere Klänge, denn die frühe Komödie des englischen Dramatikers kommt als Musical im Fred-Astaire-Style daher. Entsprechend konsequent verlegt Branagh die turbulente Handlung in die Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg - und schon bilden Zeitgeschehen und Musik wieder eine Einheit. Solch wagemutige Interpretation macht natürlich allerlei bunte Showeffekte möglich. Eher befremdlich ist es jedoch, wenn sich ein scharfzüngiger Disput urplötzlich in Gesang auflöst und die Beteiligten im Takt der Musik wippen. Und wie das so ist im Musical, tanzen nicht nur zwei im Duett, sondern immer gleich alle. So führt die stilistische Finte dazu, daß die einzelnen Figuren im Ensemble etwas untergehen. Wirklich überzeugend wird allerdings auf den Nebenschauplätzen des Geschehens gebuhlt. Der plumpe Don Amado bemüht sich herzergreifend linkisch um seine Angebetete und läßt bei seinen Liebesschwüren keinen verbalen Patzer aus. Hier sprüht der Film vor Charme, der sonst zwischen all den Revue-Nummern leider zu kurz kommt.

[ Sylvia Görke ]