• Meinungen

Verrückt nach Figaro

Aus voller Brust

Niemand ahnt von Millies geheimem Doppelleben: Am Tag super erfolgreiche Fondsmanagerin in einer pompösen Geldscheffelbude, welche sich privat dazu den Chef – einen pferdeschwänzigen, glattpolierten Geschäftshai – angelte. Doch nächtens weint Millie bittere Tränen, wenn Verdis Violetta auf dem Laptop letzte Arien haucht, sieht sich selbst als Opernstar, komplett inklusive häßlichen Jäckchens und schönen Szenenapplauses. Uiuiui!

Bedeutet nun? Klar – den nächsten Megaauftrag ablehnen und zwecks Schnellaufstiegs einen Gesangswettbewerb gewinnen, vorher die Highlands entern, im Pub „Filthy Pig“ absteigen, um bei der verarmt-biestigen Ex-Diva Meghan Geoffrey-Bishop, ebenso kapriziös wie ihr Name, zu lernen. Der einzige andere Schüler heißt Max, hübsch rustikaler, indes an sängerischer Gefühlskälte leidender örtlicher Koch …

Natürlich muß man gar nicht den Versuch unternehmen, sich etwaige überraschende Wendungen betreffenden Illusionen hinzugeben. Millies steil gen Himmelsweihen führender Weg auf der Karriereleiter ist Sprosse für Sprosse getreulich vorgezeichnet, während er parallel Max’ emotionalem Mangel endlich eine wirksame Medizin verpaßt und sahnehäubchenmäßig Meghans Verbitterung zu lösen versteht. Ja, die Frau kann lächeln! Voll auf Nummer sicher wird außerdem quer durch die größten Gassenhauer nicht nur des italienischen

Repertoires geschmettert. Aber was soll’s?! Einander zugewandte Darsteller, wunderbare Landschaftsbilder und ausnahmslos hörenswerte Darbietungen besagter Evergreens formen einen Film, den das finale Urteil „nett“ bestens kleidet und überhaupt nichts mit „Kleine Schwester von …“ zu tun hat.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...