D 2016, 94 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Komödie, Liebe, Erwachsenwerden
Darsteller: Lisa Tomaschewsky, Jascha Rust, Roland Schreglmann, Ruby O. Fee
Regie: Mike Marzuk
Kinostart: 13.10.16
Neulich tönte aus dem Autoradio ein verblüffend feinsinniges Porträt der heutigen Jugend: „Jungs sind fasziniert von Messern und tragen sie oft mit sich herum. Mädchen eher weniger, aber die müssen ja auch ihre Schminke schleppen.“ Aha. Dickhosige Waffennarren und frühtussige Anmalvorlagen allerorten – logisch, daß jemand wie Tom keinerlei Integrationschancen hat. Der Jungmann definiert sich weder über sorgfältig onduliertes Haupthaar, sein Hobby (Comics) behindert gleichsam cooles Kontaktieren. Sprich: Die aufgemotzte Damenwelt meidet den viel zu netten – und ehrlich, schon irgendwie langweiligen – Buben daher, ebenso fehlt's an Freunden, abgesehen vom rothaarigen, gewichtsproblematischen Gleichfalls-Außenseiter Dodie.
Den erniedrigenden Höhe- oder halt Tiefpunkt erleidet Tom beim Abifest, als ihm aus spätkindlicher Rachsucht eine lebensgroße Sexpuppe ausgehändigt wird. Da es ihm nicht gelingt, der Gummibraut die Luft abzulassen und sie zu entsorgen, kommt das Ding mit nach Hause. Und verwandelt sich des nächtens in eine echte, extrem sexy junge Frau namens Fixi. Wohlan, Tom hat den Singlestatus hinter sich, zudem erstmals Sex, und die Komödie geht los.
Da hilft's natürlich, Pubertär-Männlich als dritte Fremdsprache zu beherrschen und klaglos die Füße zu heben, weil der nächste Gag sehr, sehr flach angezischelt kommt. Man spreche „Fixi“ mal laut aus, um zu verstehen, wie nachdrücklich und in welcher Tonleiter die Wortspielkasse fortan gar nicht mehr aufhören möchte zu klingeln … Was sonst? Nun, klar, Lisa Tomaschewsky macht (= zeigt) als Fixi eine wirklich tolle Figur, vom Schauspielhimmel fiel sie, wie alle anderen jungen Kollegen, dafür nicht, aber spürbares Bemühen sei attestiert. Zumal gerade die Nachwuchsmimin kaum was darstellen darf, püppchengemäßes Nachplappern einzelner Wortfetzen, das war's. Aber schön, dieser Linkes-Auge-Zwinker-Trick!
Das hätte, etwas mehr Mut vorausgesetzt, eine herrlich dämliche, klamottige Feierabendabschalthilfe sein können. Aufmerksamen Lesern springt indes das „hätte“ entgegen, und Tatsache: Circa ab der Hälfte sollen Ernst und Moral rein, was bedeutet: Toms frisches Außenbild führt zu persönlichen Veränderungen, negativen selbstverständlich, und hauptsächlich leidet Dodie drunter. So wandelt der hemmungslos tiefergelegte Jungskinospaß zunehmend auf missionarischen Pfaden. Pferdefuß jener Wegkorrektur: Sie hat weder Originelles zu bieten, noch passen beide Teile richtig zusammen. Im Endeffekt funktioniert solch' krasser Niveauwandel zwar nicht, führt jedoch zu kritischer Nachsicht. Schließlich meinen es alle Beteiligten bloß gut und wollen die Botschaft respektvollen Umgangs verbreiten. Da mag man einfach nicht böse sein.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...