Originaltitel: ALL ABOUT STEVE
USA 2009, 101 min
FSK 6
Verleih: Fox
Genre: Klamotte
Darsteller: Sandra Bullock, Bradley Cooper, Thomas Haden Church, Beth Grant
Regie: Phil Traill
Kinostart: 29.04.10
Ein Mann – ein Wort. Eine Frau – ein Wörterbuch. Dieser plumpe Sexisten-Gag paßte selten besser als beim ersten Date von Mary und Steve, das von den Eltern der beiden eingefädelt wurde und damit von Anfang an unter keinem guten Stern steht. Mary Horowitz ist Kreuzworträtsel-Erfinderin, dazu lange nicht begattet worden, und nun erschlägt sie Steve bereits vor der Fahrt ins Restaurant mit ihrer Libido, um ihm dann mit ihrem Plappermund den Rest zu geben. Der gute Mann nimmt Reißaus, und man kann ihn verstehen. Nur Mary tut das offenbar nicht und interpretiert Steves Abwimmel-Vertröstungen als Einladung, dem News-Kameramann nachzureisen. Auf ihrem spontanen Roadtrip lernt die Frau mit dem leichten Dachschaden dann so einiges über das Leben und über sich selbst.
Diese durchweg enttäuschende Pseudo-RomCom hätte eigentlich das Zeug zu einer wirklich unterhaltsamen Anarcho-Komödie gehabt: Eine liebeskranke Soziopathin als Hauptfigur, die einen eitlen Schönling stalkt; taubstumme Kinder, die in einen Minenschacht stürzen (was für einen Moment tatsächlich irgendwie lustig ist), und eine News-Crew voller prahlerischer Macho-Männer, die eigentlich allesamt nur arme Würstchen sind (DER ANCHORMAN läßt grüßen). Aber statt sich dem Schrägen hinzugeben, versuchen die Macher verzweifelt, das Ganze als Liebeskomödie zu verpacken und gießen über jeden halbwegs gelungenen Moment so viel Zuckerguß, daß die letzten Fünkchen Komik und Gefühl darin ersticken müssen.
Hinzu kommen die durchschnittlichen bis schlechten Darsteller-Leistungen. Bullocks Goldene Himbeere für ihre Darbietung der Mary kann man durchaus nachvollziehen – jede Ulknudel aus dem Cast von „Saturday Night Live“ hätte hier eine bessere, ergo komischere Figur gemacht als die biedere Bullock, die mit dem Brecheisen das naive Mauerblümchen aus sich herauszukitzeln sucht und keine Sekunde einen echten Charakter erschafft. Bradley Cooper macht das, was er am besten kann: gut aussehen. Wirklich witzig ist eigentlich nur Thomas Haden Church, den man seit seiner Glanzparade in SIDEWAYS wirklich vermißt hat, und der hier eindeutig Perlen vor die Säue ist.
Und manchmal riecht auch das Allesfresser-Publikum in Amiland den Braten: Der Film floppte an den Kinokassen. Mit dem Erfolg von THE BLIND SIDE wird Frau Bullock wohl drüber hinwegkommen.
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...