Originaltitel: VESPER CHRONICLES
Litauen/F/Belgien 2022, 114 min
FSK 16
Verleih: Plaion
Genre: Science Fiction
Darsteller: Raffiella Chapman, Eddie Marsan, Rosy McEwen
Regie: Kristina Buozyte, Bruno Samper
Was so eine ökologische Katastrophe doch für eine seltsame Natur hervorbringen kann: unendliche neblige Wälder, Baumrinden, die atmen und sich deformieren. „intelligente“ Pilze und Moose, die, paßt man nicht auf, den Menschen gern als Wirt nutzen ...
Wobei Menschen eh marginal sind. Hier, in diesen Wäldern, außerhalb der sogenannten „Zitadellen“, in denen abgeschirmt und in Sicherheit die Oligarchie haust. Wer nicht dazugehört, kämpft im Ödland ums Überleben. Die junge Vesper etwa, die mit ihrem ans Bett gefesselten Vater allein in einer Hütte haust. Bis sie im Wald auf die verletzte Camellia trifft. Eine Zitadellen-Bewohnerin, die ein großes Geheimnis hütet. Eins, das auch Vesper mehr betrifft, als sie ahnt.
Ja, wer will, kann in der erzählerischen Grundstruktur von VESPER CHRONICLES einiges allzu Bekanntes erkennen: jene in den Zitadellen versus jene im Wald. Eine Auserwählte, die das ganze Gefüge ins Wanken bringen könnte. Hightech und Archaik. Und so weiter.
Nur, daß die Überraschung, die VESPER CHRONICLES bietet, weit größer ist: Faszinierend sind Atmosphäre und Setting, die von Ruinen durchsetzten Wälder, diese Mischung aus Nebelstille und wirklich surrealer Phantasie, diese Anmutung aus kaltem grauen Schlamm und artifiziellen Irrlichtern. Das ist weit weniger TRIBUTE VON PANEM, als vielmehr STALKER auf einem psychedelischen Pilz-Trip.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.