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Viel Lärm um Nichts (2012)

Im Bann der 90er

Die 90er sind zurück! Und zwar endgültig. Wer trotz der Reformation der Pixies und der Leinwandrückkehr von Schwarzenegger und Stallone daran gezweifelt hatte, wird nun endgültig überzeugt sein, wenn ein weiteres Phänomen der Popkultur aus der Versenkung des vorletzten Jahrzehnts geholt wird: amerikanische Shakespeare-Verfilmungen mit Originaltext in neuem Gewand. Was Baz Luhrmann mit seiner bonbonbunten Adaption von ROMEO + JULIA 1996 lostrat, greift nun ausgerechnet BUFFY-Erfinder und THE AVENGERS-Regisseur Joss Whedon wieder auf und präsentiert eine Neuauflage des Komödienklassikers VIEL LÄRM UM NICHTS.

Nun soll aber mit dem Vergleich zu Luhrmann nicht zu hoch gegriffen werden, denn mit dessen Ausstattungsorgie hat Whedons Fingerübung wenig gemein. Whedon hat nach dem Dreh des dritterfolgreichsten Films aller Zeiten, zu dem THE AVENGERS schnell avancierte, eine kurze Auszeit genutzt, ein paar Freunde versammelt und eins seiner Lieblingsstücke im eigenen Wohnzimmer und Garten inszeniert. Sein Ensemble besteht größtenteils aus einer Riege altgedienter Fernsehschauspieler, deren bekannteste Gesichter Alex Denishoff, deutschen Zuschauern vielleicht vertraut als Sandy Rivers aus der Hit-Sitcom HOW I MET YOUR MOTHER, und Nathan Fillion, der Richard CASTLE aus gleichnamiger Krimiserie, sein dürften.

Damit die Optik aufgrund der bescheidenen Mittel und TV-Darsteller nicht zu fernsehlastig wird, wollte man dem Film einen zeitlosen Schwarzweißlook verpassen, der aber leider so wirkt, als hätten die Macher einfach die Farbsättigung runtergepegelt. Ansonsten ist es recht vorzeigbar, was bei den zwölf Drehtagen auf Whedons L.A.-Grundstück herausgekommen ist.

Auch wenn Setting und Hochzeitsgarderobe zunächst als etwas schwer verdaulicher Kontrast zum poetischen Text anmuten, gewinnt das Ganze ab Minute 20 gehörig an Fahrt und Witz. Hin und wieder kippen auch in der zweiten Hälfte noch Szenen vom Komischen ins Alberne, aber Whedon schafft es letztendlich, den Text mit Leben zu füllen und ihn auch für ein theaterfremdes Publikum zugänglich zu machen.

Größten Spaß dürften allerdings BUFFY- und ANGEL-Fans an der filmischen Liebhaberei haben, denn sie bekommen neben der Neuaufbereitung eines Klassikers ein Wiedersehen mit gleich einer ganzen Handvoll Darstellern aus ihren Lieblingsserien – und damit das ultimative 90er-Gefühl ihrer Jugendjahre obendrauf. Let’s All Pretend It’s 1999!

Originaltitel: MUCH ADO ABOUT NOTHING

USA 2012, 109 min
FSK 0
Verleih: Edel

Genre: Literaturverfilmung, Komödie

Darsteller: Alexis Denishoff, Amy Acker, Nathan Fillion

Regie: Joss Whedon

Kinostart: 24.07.14

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...