Originaltitel: FOUR BROTHERS
USA 2005, 108 min
Verleih: UIP
Genre: Drama, Action
Darsteller: Mark Wahlberg, Tyrese Gibson, André Benjamin, Garrett Hedlund
Regie: John Singleton
Kinostart: 22.09.05
Evelyn Mercer ist so etwas wie der gute Geist Detroits. Leider muß man das schon nach wenigen Minuten wörtlich verstehen, denn während die alte Dame mal wieder eine Seele rettet, wird sie brutal ermordet. Zur falschen Zeit am falschen Ort, sagt die Polizei dazu. Evelyns völlig unterschiedliche Ziehsöhne, zur Beerdigung aus allen Windrichtungen angereist, sprechen dagegen von Hinrichtung. Doch wer sollte diese liebenswerte Oma aus dem Weg räumen wollen – und warum?
Unser Quartett kalauert tapfer gegen die Trauer an und macht sich auf, Ermittlungen per Brachialmethode zu führen. Da landen verstockte Mitwisser schon mal gebrochenen Beines im eisigen Schnee, während langsam klar wird, daß sich die Vier mit einem mächtigeren Gegner angelegt haben, als sie jemals ahnen konnten ...
Blaxploitation meets modernes Popcorn-Kino, könnte man angesichts des Rachefeldzuges unserer Anti-Helden meinen. Auf der einen Seite haben wir großteils schwarze Schauspieler, Ghetto-Atmosphäre und Sprüche so wahnsinnig cool, sie gefrieren den Figuren quasi noch im Mund. Andererseits wurde mit Mark Wahlberg ein weißer Hauptdarsteller gecastet und gibt es die Zutaten eines x-beliebigen Actioners zu bestaunen – rasante Verfolgungsjagden, mangelnder Anspruch, stylishe Settings en masse. Zwischendurch bemüht sich VIER BRÜDER noch ziemlich erfolglos um dramatischen Hintergrund; etwa dann, wenn Mama gedanklich mit am Eßtisch sitzt oder Wahlberg bittere Tränen vergießt. Solche Szenen halten den Handlungsfluß allerdings nur auf, da man ihre „Das mußte einfach irgendwie rein“-Gezwungenheit deutlich spürt.
Aber dann stirbt schon die nächste Randfigur während eines Gefechtes beziehungsweise Attentates und darf Gewalt als probates Mittel zum ehrenhaften Zweck stilisiert werden. Es rumst und scheppert ordentlich, der Plot nimmt eine von unzähligen Wendungen, plötzlich ist nichts mehr so, wie es mal war. Wer sich also am fragwürdigen Grundton nicht stört, auf Logik auch gut verzichten kann und einfach knappe zwei Stunden lang temporeiche Unterhaltung ohne etwaige geistige Anstrengungen genießen möchte, sollte den Brüdern Gesellschaft leisten.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...