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Vier Sterne Plus

Wenn BWLer träumen

David-Ruben Thies sitzt im Dunkel der Nacht und hegt einen Traum. Den vom besseren Krankenhaus für alle. Es soll den Patienten als Gast begreifen, nach frischem Brot duften. Kamin im Foyer, begehbarer Humidor, Biokost ersetzt Tote Oma.

Große Pläne, die Regisseurin Antje Schneider wie einen Gang zum Büffet serviert, in Häppchen nämlich: Hier ein Klecks Corona, dort ein Tellerchen politikscheltende Diskussion auf Wahlkampfparties, und lassen Sie bitte Platz für etwas Seelenschau des Protagonisten. Bedauerlicherweise nur kurz, man hört fragmentarisch von Thies’ Kindheit oder seiner Aversion gegen Gejammer ohne Veränderungswillen; zu wenig, um Tiefenblicke zu erlangen.

Interessant wird’s, wenn Ex-Pfleger, Jetzt-Manager und Umgebungsnervenzerrer Thies auf dem Wanderweg zwischen Vision und BWL ins Stolpern gerät, seine „schrulligen Ideen“ einen Spagat nötig machen, der zu drohender Zerrung führt. Weil der Idealismus manchmal auch einfach kippt und sich zeigt, daß Thies ungeachtet notwendigen Anprangerns diverser Mißstände und sogar potentieller Gefahren in reichlich realitätsfernen Sphären schwebt. „Eine examinierte Krankenschwester, die sieben Patienten betreut“ klingt zwar geradezu luxuriös, aber muß die entmenschlicht als „Unit“ bezeichnete Dame sich dabei tatsächlich in Gaultier hüllen? Oder die Eröffnung des neuen Bettenhauses zum 600.000 € schweren Volksfest geraten?

Hier verschwimmen Grenzen, wabert dringender Handlungsbedarf hinüber zu ausgestelltem Geprotze. Ob man das noch aufmerksam mitbekommt, hängt allerdings vom persönlichen Geduldslevel ab, da es Schneider gefällt, immer wieder Menschen beim zunehmend ermüdenden Konferieren zuzusehen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...