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Vitus

Charmantes Märchen um ein Wunderkind

Der Junge ist nicht normal. Die erste, die dies beklagt, ist die Kindergärtnerin. Wenn Vitus nicht gerade in einem Lexikon liest, langweilt er sich. Es gibt kein Spiel, was ihn interessiert und auch seine Altersgenossen beachtet er nicht. Die Frau empfiehlt für Vitus die Schule. Aber auch das geht nicht lange gut, und schließlich müssen es auch die Eltern zur Kenntnis nehmen: ihr Sohn, außergewöhnlich intelligent und auch noch virtuos Klavier spielend, ist hochbegabt, ein sogenanntes Wunderkind. Mit dieser Erkenntnis ändert sich das Leben der Familie. Während der Vater seine Karriere vorantreibt, gibt die Mutter ihren Beruf auf, um sich ausschließlich dem kleinen Genie zu widmen. Der ehrgeizige Plan: Vitus soll Pianist werden. Die zunehmende Auflehnung des Jungen deuten die Eltern falsch. Nur beim Großvater, mit dem es sich Basteln und Reden läßt, hat er, was er sich erträumt: eine normale Kindheit. Als sich die Familienprobleme zuspitzen, hilft sich Vitus mit einem gewagten Sprung und nimmt sein Leben selbst in die Hand É

Zwanzig Jahre nach HÖHENFEUER hat Fredi M. Murer erneut eine besondere Jugend im Blick, und zunächst ist der Film, was das Thema erzwingt, ein Drama. Im Mittelpunkt steht der musikalisch und mathematisch hochbegabte Vitus, dem eine unbeschwerte Kindheit verwehrt bleibt. Die Hoffnung der Eltern, auf dem Streben nach Wohlstand gründend, zwingt ihn in die Rolle des Wunderknaben. So wird er behandelt und vorgeführt. Konfliktreich aber ist auch die Beziehung zwischen Vater und Großvater, die augenscheinlich in verschiedenen Welten leben und ewig kaum ein Wort gewechselt haben. Auch Vitus’ Mutter, die Begabung ihres Sohnes ist ihr zur Pflicht geworden, hat sich das Leben anders vorgestellt. Den eigenen Beruf hat sie aufgegeben für einen Sohn, der ihr entgleitet, und ihr Mann ist häufiger in der Firma als zu Hause. Im Fortgang des Films lösen sich diese dramatischen Konstellationen allerdings im Wohlgefallen eines Kinomärchens auf. Mag dieser Wechsel auch verwundern, das Publikum wird diese humor- und gefühlvolle Geschichte lieben.

Neben einer Handlung voller Wunder, fasziniert das virtuose Klavierspiel des damals 13jährigen Theo Gheorghiu, den Murer an einer Londoner Hochbegabtenschule entdeckte. Um sein darstellerisches Talent zu entfalten, bekam der Jungmime einen hochkarätigen Widerpart. Bruno Ganz setzt in der Rolle des Großvaters wieder an: nach dem UNTERGANG zu neuen Höhenflügen.

CH 2005, 122 min
Verleih: Schwarz-Weiß

Genre: Tragikomödie, Erwachsenwerden, Musik

Darsteller: Fabrizio Borsani, Theo Gheorghiu, Bruno Ganz

Regie: Fredi M. Murer

Kinostart: 21.12.06

[ Jane Wegewitz