Originaltitel: JAMAIS SON MON PSY
F/Belgien 2024, 90 min
FSK 12
Verleih: Lighthouse
Genre: Komödie
Darsteller: Christian Clavier, Baptiste Lecaplain, Claire Chust
Regie: Arnaud Lemort
Kinostart: 10.04.25
Christian Clavier ist inzwischen vor allem für einen Rollentypus bekannt: den des verstimmten Patriarchen. Wiederholt tritt er als privilegierter, um Fassung ringender, aber tief verunsicherter bis abschätziger Spießer auf, der sich vor allerlei Feindbildern fürchtet, die in sein Heim und Weltbild eindringen könnten. Also poltert er durch chaotische Familientreffen und Identitätskrisen, ehe sich doch noch irgendwie alle liebhaben – sei es in MONSIEUR CLAUDE 1-3, OH LA LA oder nun VOILÀ PAPA!
Im neuen Eintrag dieser Reihe eng verwandter Stangenwarenfilme gibt Clavier den Psychoanalytiker Olivier, der erstmals auf den Partner seiner Tochter trifft. Und der entspricht so gar nicht seinen Vorstellungen – wer hätte es gedacht! Der Schwiegersohn in spe ist in Wirklichkeit ein Patient von Olivier und hat mit allerlei psychischen Problemen zu kämpfen. Also soll er aus der Familie geekelt werden, und man kann staunen, welche rabiaten Mittel dabei zum Einsatz kommen.
Wie man es von der MONSIEUR CLAUDE-Kerbe gewohnt ist, in die auch dieser Film schlägt, erscheint der Grat zwischen dem Vorführen und schlichten Wiederholen menschlicher Niedertracht äußerst schmal. Egal, schließlich folgt auch hier die aufgesetzte Wandlung und Fügung, bei der sich niemand in seiner Gehässigkeit bedroht fühlen muß, die man zuvor ausleben durfte. Charmant irrwitzig ist das höchstens, wenn eine Hommage an Hitchcocks DIE VÖGEL in die Handlung bricht. Umso finsterer jedoch, wenn der reaktionäre Vater so oder so wieder mit einem scheinheiligen Augenzwinkern an die Spitze der Kontrolle und Regulation befördert wird.
[ Janick Nolting ]