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Voll ins Leben

... und doch kein Treffer

Sie mögen Dany Boon? Dann wird Ihnen dessen hiesige Personalunion vorfreudige Tränen ins Auge treiben, denen allerdings jeder Zuneigung zum Trotz vielleicht bald solche der Gram folgen. Weil Drehbuchautor Boon primär schläfrige und dazu endlos gedehnte Gags schrieb, welche Hauptdarsteller Boon brachialgewaltig runtermimt, während Regisseur Boon die Leine viel zu lang läßt.

Das erschreckend unlustige Trio ersann Tridan, 50 Jahre alt, ein zwischen sympathisch und nervig schwankender Simpel, völlig verlorener Paris-Tourist. Wo der weitgehend weltfremd im gefühlt 5738x erwähnten Club Med Aufgewachsene seine Kindheitsliebe Violette zu finden hofft, vermeintlich unterstützt durch einen vorher unbekannten Halbbruder, den aber eigennützige Motive antreiben. Weswegen er unserem straff Suchenden eine Onlineportalbettgenossin als Violette kredenzt, vorhersehbarer Ablauf inklusive.

Nachdem die aufgedeckte Familienverwicklung Boon und Kad Merad mal wieder vereinte, leider deutliche Abnutzungserscheinungen in der Kumpel-Chemie enttarnte, bringt jene Lüge Charlotte Gainsbourg zum Auftritt. Endlich. Dieses im Original heisere Hauchen, Blicke unter schweren Lidern hervor, naturgegebene Eleganz – so sinnlich! Quirliges Gestikulieren, herausbrechendes Lachen, offener Spaß am simplen Sein – so anziehend! Zwar kann auch Gainsbourg aus Boons unmäßig geschwätzigem Skript keine Steilvorlagen destillieren, muß brav auf stets einfachen Wegen, ausgelatschten Pfaden wandeln. Doch sie tut’s mit emotionaler Barfüßigkeit, befreit von auf Glattglanz poliertem oder anfangs zum totgelaufenen Running Gag stilisiertem unbequemen Schuhwerk.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...