D 2004
Verleih: Constantin
Genre: Tragikomödie, Liebe
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Uwe Ochsenknecht, Anke Engelke, Harald Schmidt
Regie: Helmut Dietl
Kinostart: 27.01.05
Helmut Dietl verläßt sein angestammtes Münchener Terrain und steigt mit einem Aufgebot deutscher Leinwandkapazitäten hinab ins Reich der Toten. Keine Gesellschafts- oder Mediensatire, diesmal darfs eine märchenhaft-romantische Liebeskomödie sein. Bevor es mittels aufwendiger Bluescreen- und Computertechnik abwärts geht, darf sich der obsessive Komponist Mimi Nachtigall im nächtlichen Berlin unsterblich verlieben. Seine rehäugige Angebetete nennt er Venus Morgenstern, schreibt ihr seine schönsten Lieder und knetet sie auch gleich noch zur Interpretin derselben. Das sind sieben Jahre harte Arbeit, und die Liebe stirbt doch. Man trennt sich.
Venus geht mit dem Musikproduzenten Harry und Mimis Liedern auf Tournee, der Ex indessen kriegt nichts mehr auf die Reihe. Der gute alte Freund Theo, verheiratet mit der sexuell frustrierten Helena, muß her. Und sein Ferienhaus in der Sonne. In der Ägäis gedenkt Mimi der glücklichen Tage mit seiner Venus. Dann bringt er sich um ... Leider ist das noch nicht das Ende, denn nun leidet Venus in den Armen Harrys bis endlich ein Nervenzusammenbruch sie zur Erkenntnis gelangen läßt, daß sie ihre große Liebe wiederfinden muß. Mimi, auch im Tod noch an der Liebe krankend, wird derweil von dem mitfühlendem Gott und Seelenbegleiter Hermes Aphroditos in die Ewigkeit der Unterwelt und in eine Erotik von göttlicher Dimension eingeführt. Letzteres gibt Anlaß für Krach, als Venus dann über den Styx gepaddelt ist, um Mimi trällernd wieder ans Tageslicht zu holen.
Wahrlich, Ovid würde weinen. Vor Schmerz. Er hat die tragische Geschichte des berühmtesten Sängers der griechischen Mythologie Orpheus, der seine Frau Eurydike verliert und in die Tiefen der Unterwelt hinabsteigt, um sie zurückzuholen, niedergeschrieben. Dietl benutzt diese Vorlage, um herzergreifend zu sein, skeptisch und melancholisch sentimental, brüllend komisch und ironisch distanziert. Er ist es nicht. Die Dialoge sind sicher von großer Prägnanz, und ein Erzähler kommentiert lakonisch die emotionale Berg- und Talfahrt der Protagonisten.
Doch auch Opulenz im Bild und Perfektion jeder Einstellung sind hier kein Erlebnis. Dietl ist es nicht gegeben, von den großen Themen Liebe und Tod zu erzählen - Ovid mit den METAMORPHOSEN dagegen schon.
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.