Originaltitel: EDMOND

F/Belgien 2018, 110 min
FSK 0
Verleih: Prokino

Genre: Komödie, Historie

Darsteller: Thomas Solivérès, Olivier Gourmet, Mathilde Seigner

Regie: Alexis Michalik

Kinostart: 21.03.19

1 Bewertung

Vorhang auf für Cyrano

Auf die zeitlose Art

Auch fast schon wieder drei Jahrzehnte her: 1990 war das, da beglückte Jean-Paul Rappeneau mit der Verfilmung eines Theaterstücks. Satte 138 Minuten dauerte seine Adaption eines französischen Bühnenklassikers, des 1897 in Paris uraufgeführten „Cyrano de Bergerac.“ Gesprochen wurde ausschließlich Originaltext, das heißt, es gab in diesen 138 Minuten nur Alexandriner zu hören – und die Leute strömten trotzdem ins Kino. Und nicht nur in Frankreich. Was waren das noch für Zeiten!

1990 war Alexis Michalik acht Jahre jung. Und ob er damals schon Rappeneaus Film gesehen hat, ist hier eher nebensächlich. Denn zu VORHANG AUF FÜR CYRANO hat den Autor und Regisseur erklärtermaßen ein anderer Film, SHAKESPEARE IN LOVE nämlich, inspiriert. Die Turbulenzen, die mit der Entstehung eines Bühnenstücks einhergehen können, der Poet in Gefühls- und Geldnöten, eine Schauspieltruppe, die auch nicht mehr allzu viel zu verlieren hat, drumherum ein Panoptikum skurriler Gestalten, dazu eine satte Prise Zeitkolorit und am Ende der große Erfolg wider aller Querelen – das waren die Zutaten, mit denen Michalik dann auch sein Stück „Edmond“ anrührte.

Eine Komödie im Vaudeville-Geist, die von der Entstehung des „Cyrano“ und von dessen Autor Edmond Rostand erzählt. Und von fast selbst schon wieder filmreifem Witz mag sein, daß Michalik dieses Stück erst als Drehbuch konzipiert hatte, für das dann kein Produzent Geld ausgeben wollte. Weshalb das Drehbuch zum Theaterstück und selbiges in Frankreich zum Bühnenkassenschlager wurde. Womit dann (so sind die Zeiten immer noch) plötzlich auch für eine Verfilmung Geld da war.

Zum Glück fürs Publikum. Und zwar für jenes, das gerne ins Theater und ins Kino geht. Und dort jeweils lieber das lustvoll Zupackende denn verkopft Blasierte goutiert. VORHANG AUF FÜR CYRANO ist Vollblutschauspielkino und eine champagnerbeschwipste Pariser Fin de Siècle-Phantasie, in der die Dialoge Cancan tanzen, und noch jeder Herzschmerz eine pfeffrige Brise Ironie verträgt. Sicher: Ein wenig altmodisch ist das Ganze auch, aber das auf die ewig junge Art. Denn weil das Herz – um es mal so altmodisch zu sagen – hier auf dem rechten Fleck schlägt, gehen etwaige Altersfältchen allemal als Lachfalten durch. In diesem Film, der nicht nur schön anzusehen, sondern auch anzuhören ist. Denn Alexandriner werden natürlich auch gesprochen. Also gelegentlich.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.