Originaltitel: WALL-E
USA 2008, 98 min
FSK 0
Verleih: Disney
Genre: Computeranimation, Kinderfilm
Stab:
Regie: Andrew Stanton
Drehbuch: Andrew Stanton
Kinostart: 25.09.08
In Zeiten emotionaler Unsicherheit fühlt man sich oft klein, unattraktiv und mit einem miesen Job geschlagen. Auf Wall-E trifft all das tatsächlich zu: Unser Roboter wurde vor 700 Jahren dazu verdammt, auf der mittlerweile entvölkerten und zur Müllhalde mutierten Erde Unrat aufzuschichten. Aber irgendwie geht es ihm ungeachtet aller Einsamkeit gut, auch wenn sein einziger Freund eine naturgemäß wenig kommunikative Kakerlake ist, und die Abendunterhaltung immer darin besteht, zum x-ten Mal HELLO, DOLLY! (mehr Videos besitzt Wall-E leider nicht) anzuschauen. Etwas vermissen setzt eben eigenes Erleben voraus.
Dann landet allerdings ein Raumschiff und setzt sie frei: eine Roboterin der neuesten Generation, wehrhaft, kurvenreich, mit dem symbolträchtigen Namen Eve gesegnet. Plötzlich regt sich was im fleißigen Arbeiter aus Stahl und Schrauben, nach einigen fehlgeschlagenen Annäherungsversuchen läßt sich die Androidendame gar zum Heimkinogenuß einladen. Blecherne Romantik erblüht. Nur: Eves Auftrag sieht anders aus, völlig unerwartet wird Wall-E in das größte Abenteuer seines Lebens (?) verwickelt.
Und der Zuschauer, der glaubte, nach RATATOUILLE würde Pixar keine weitere Steigerung mehr gelingen, gleich mit. Es ist unglaublich, aber wahr, daß man hier von noch detaillierterer Animation sprechen darf, es gehen einem schier die Augen über, welche Großtaten heutzutage den Rechnern entlockt werden können. Doch nicht nur Technikfreaks kommen auf ihre Kosten, auch die Figurenzeichnung erreicht ein neues Level. Wenn die beiden Roboter wie verknallte Teenager über Müllhaufen rasseln, später dann im Weltall auf die degenerierte Menschheit oder spezielle Kollegen – so einen putzsüchtigen Androiden – treffen und praktisch die Welt retten müssen, dann ist WALL-E alles gleichzeitig: Konsumsatire, Science-Fiction-Action, Komödie und nicht zuletzt eine herzzerreißende Love Story ohne Kitsch, aber mit Protagonisten aus Metall, die in ihrer Vielschichtigkeit so manche humane Holzschnittfiguren aus aktuellen Blockbustern weit hinter sich lassen.
Hier entstand ein Meisterwerk, dessen Genialität sich in allen Belangen zeigt, nicht zuletzt dem Soundtrack. Welches Lied dient wohl dazu, eine Roboterliebe zu untermalen? "La vie en rose" – natürlich.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...