D 2021, 102 min
FSK 12
Verleih: Kaper Film
Genre: Dokumentation, Biographie
Regie: Karin Kaper, Dirk Szuszies
Kinostart: 30.09.21
Der deutsch-jüdische Schriftsteller Walter Kaufmann erfuhr die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts am eigenen Leib: von Nazideutschland als Jugendlicher nach Großbritannien emigriert, von dort nach Australien zwangsverschifft, in den 50er Jahren in der DDR heimisch geworden und als Reisender in der ganzen Welt unterwegs gewesen. Seine Erlebnisse verarbeitete er unermüdlich in Reportagen, Kurzgeschichten und Romanen. Sie machten ihn vor allem in der DDR bekannt. Da Kaufmann sowohl die ostdeutsche als auch die australische Staatsbürgerschaft hatte, litt er nicht unter Reisebeschränkungen wie Normalsterbliche, sondern führte das privilegierte Leben eines vom Staat anscheinend weitgehend unbehelligten Intellektuellen. „Man kann ein Land nur lieben, das man auch verlassen kann“, sagt er an einer Stelle des Films. Eine SED-Mitgliedschaft und Stasimitarbeit lehnte er nach eigenem Bekunden ab, ansonsten wird sein Verhältnis zur DDR-Staatsmacht nicht weiter beleuchtet.
Der Film besteht ausschließlich aus Selbstzeugnissen des Schriftstellers. Er erzählt sein außergewöhnliches Leben linear von A bis Z, unterbrochen nur von Auszügen aus einigen seiner Werke. Man hört diesem routinierten Erzähler gern zu – bebildert ist der Redefluß mit Archivszenen und aktuellen Aufnahmen.
Die Beschränkung auf die Perspektive Kaufmanns mag zwar formal konsequent sein, jedoch wird dadurch auch jegliche Auseinandersetzung mit dem Porträtierten vermieden. Ein Monolith wie Kaufmann hätte sicher etwas mehr Reibung und etwas weniger Hommage gut vertragen.
[ Dörthe Gromes ]