D 2022, 111 min
FSK 16
Verleih: MFA
Genre: Drama
Darsteller: Bibiana Beglau, Gina Henkel, Katarina Schröter, Alexander Fehling
Regie: Hanna Doose
Kinostart: 02.02.23
Ein Hof im Schwarzwald ist die Kulisse für ein konfliktgeladenes Wiedersehen ehemaliger Freundinnen, die damals in Berlin eine Clique waren, bis Liebschaften, abgebrochene Künstlerkarrieren und unterschiedliche Lebensentwürfe sie auseinanderrissen. Damals waren sie sehr eng, wovon zehn Jahre später im Schwarzwald allerdings nichts zu spüren ist. Und damit beginnt das Dilemma dieses naturnahen Kammerspiels. Das Drama wird hier auf engstem Raum angesiedelt, aber es will sich nicht so richtig zeigen.
Am Schwarzwald liegt das nicht. Der verschneite, dichte Wald ist eindrucksvoll, egal, ob mittendrin oder aus der Vogelperspektive. In den Gutshof will man am liebsten gleich einziehen. Hier wurschteln Laura und ihr Freund Jan so vor sich hin, versuchen, einen Ökohof aufzubauen, obwohl Jan das gar nicht liegt. Und so sieht man ihn meistens in seinem Tonstudio Naturgeräusche in mitreißende Sounds verwandeln. Der Elektro-Soundtrack, kreiert von DJ Kangding Ray, gehört sicherlich zu den besten Ingredienzien des Filmes.
Und nun zur Vorgeschichte: Laura, früher Schauspielerin, hat Jan ihrer besten Freundin, der Regisseurin Maria, ausgespannt. Die taucht nun als motorisiertes, ledergewandetes Gespenst der Vergangenheit plötzlich auf dem Hof ihrer Kindheit auf, der immer noch ihr gehört. Ihr und ihrer Schwester Kathi, die an Krebs erkrankt ist. Als Schamanin streift Kathi durch den Schwarzwald und verzweifelt an der Aufgabe, sich selbst zu heilen. Bibiana Beglau spielt Maria als Elefant im Porzellanladen. Doch in diesem Ensemble ist Gina Henkel der eigentliche Star. Sie spielt die ziemlich kopflose Laura mit einer fahrigen Energie.
Die offenbar intendierte Tragikomik kommt aber kaum zum Tragen. Vielleicht liegt es am Mißtrauen, unter dem der deutsche Film generell leidet. Die Wunden müssen immer wieder beschworen werden. Damit es auch jeder mitkriegt, wird vorsichtshalber alles benannt. Selbst die schwebende Kamera, die beiläufig Details und Spannungen im Raum einfangen will, tut das so auffällig, daß es wirklich niemandem entgeht. Auch die Dramatik kann nicht deutlich genug sein: Es reicht nicht, daß alle Protagonisten im Leben gescheitert sind und eine von ihnen gar stirbt, es muß auch noch der frühe Selbstmord der Mutter verarbeitet werden. Im Zweifelsfall gilt noch immer: Weniger ist mehr.
[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...