D 2017, 102 min
FSK 0
Verleih: Barnsteiner
Genre: Dokumentation
Regie: Barbara Lubich, Michael Sommermeyer
Kinostart: 01.03.18
Man fragt sich das ja nicht zum ersten Mal, und auch die Heerscharen an klugen Leuten, die schon Gebirge an Antworten auf diese Frage häuften, können es nicht ändern, daß sich die Frage daraus immer wieder hervorbuddelt, und man sich dann eben doch wieder fragt: Warum gerade in Dresden? Warum feiert es gerade dort so zäh-fröhliche Urstände, dieses Phänomen eines kollektiv zelebrierten Muselmanen-Gruselns und Turban-Fürchtens? Um es mal mit einem großen Dresdner Denker (Olaf Schubert nämlich) zu sagen.
Auch wenn man jetzt WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SOMMER? sieht, stellt man sich diese Frage. Gleich zu Beginn, wenn da ein paar der Montagsspaziergänger ins Bild gerückt sind und erzählen und tun, was sie eben so erzählen und tun. Muß man hier nicht wiederkäuen, kennt man ja, diese Spielart des „europäischen Patriotismus’.“ Stramme Ressentiments im Singsang schlaffer Konsonanten. Und man kann in dem Moment gar nicht anders, als sich auf die Seite dieser Dokumentation zu schlagen, auch, wenn die in der Überraschungslosigkeit ihrer Positionen wie auch ihres formalen Stils nicht wirklich zu den aufregenden Beispielen der Gattung gehört.
Erzählt wird von der Metamorphose der Demo-Combo Banda Comunale zum multikulturellen Big-Band-Orchester Banda Internationale. Am Anfang waren elf Dresdner Musiker, die erst regelmäßig auf Pegida-Gegendemonstrationen auftraten, um in Folge ihr Ensemble, ein ja geradezu logischer Schritt, für geflüchtete Musiker zu öffnen. Und auch wenn das jetzt nach dem Larifari-Ton von Integrationsbeauftragten klingt: Banda Internationale wurde zu einer im besten Sinne „bunten Truppe“, zu der, um nur zwei Beispiele zu nennen, neben einem hinreißend charmanten und gar nicht mal schlecht spielenden Heavy-Metal-Gitarristen aus dem Iran auch jener schräge Deutsche-Schlager-Maniac aus Burkina Faso zählt, von dessen Interpretation eines alten Rudi-Carrell-Gassenhauers sich die Doku ihren Namen entlehnt hat.
Den Geschichten just solcher Typen zu lauschen, hat dabei zweifellos seinen Reiz. Wie es auch immer wieder stimmige Momente gibt; etwa jenen, in denen im Sprachunterricht Flüchtlinge den schönen, wahren, deutschen Satz „Das Wetter ist heute bewölkt“ zu lernen haben. Denn klar: WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SOMMER? ist ja auch so eine Frage, die sich hierzulande immer wieder stellt.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.