Originaltitel: WANTED
USA 2008, 110 min
Verleih: Universal
Genre: Action, Fantasy
Darsteller: James McAvoy, Morgan Freeman, Angelina Jolie, Terence Stamp, Thomas Kretschmann
Regie: Timur Bekmambetov
Kinostart: 04.09.08
Der 25jährige Wesley ist ein Angestellter, gegen den selbst Kafkas grauer Herr K. ein Enfant Terrible sein dürfte. Ein Nichts im schlecht sitzenden Anzug, für den das Leben wenig mehr als eine Abfolge von Demütigungen und Seelenpein bereithält. Doch eines Tages erscheint diese Frau Fox - ein ganz wilder Feger - und konfrontiert Wesley mit einer unglaublichen Wahrheit. Wesley, der seinen Vater nie kennenlernte, erfährt nun, daß dieser ein Topkiller war. Der beste Mann einer Jahrhunderte alten Geheimbruderschaft, die, so salbadert es von der Leinwand, das Gleichgewicht der Welt erhält, indem sie die ganz dicken bösen Brocken von dieser wegfegt. Klar, wird da Wesley Clubmitglied. Die ganz, ganz graue Existenz ballert sich zur ganz, ganz dunklen Eminenz. Nur, daß die Mordaufträge ein Webstuhl (ja, ein Webstuhl!) erteilt, mit dem Clanführer Sloan Zwiesprache hält, hätte Wesley mal mißtrauisch machen sollen.
Der Webstuhl als göttlicher Postbote, eine Bruderschaft versierter Killer, in der auch, so gehört es sich, eine scharfe Schwester (Fox) mitmischt. Dazu ein Mount Everest an philosophischen Infantilitäten, ein kleines Schneegestöber an Fantasy-Elementen und eine krachende Lawine Action, Action, Action. Welche, zumindest in der ersten Hälfte, recht frisch, rasant und virtuos daher kommt. Timur Bekmambetov, der schon für seine WÄCHTER DER NACHT-Gurke mehr Lorbeeren als verdient einfuhr, macht nun auch in seiner ersten Hollywoodarbeit wieder das, was er am besten kann. Viel Lärm um nichts. Aber zugegeben: wer Lärm mag, ist hier richtig.
WANTED basiert auf Mark Millars Comics, die, ähnlich wie Bekmambetovs Film, ganz hübsch anzusehen, inhaltlich aber bis zur Peinlichkeit aufgebläht sind. Ein Konglomerat aus nihilistischer Kraftmeierei und Logiklöchern. Der knurrige Humor, der da ab und an aufflackert, ist wohltuend, rettet aber diesbezüglich nicht allzu viel. Wie gesagt, macht die Action das eine ganze Weile wett. Auch, weil hier nicht auf Jugendfreigabe komm raus, an den Gewaltszenen rumgeschnippelt wurde. Heftig blutig also, das Ganze. Nur verhindert das auf Dauer, wie immer, wenn es Figuren und Handlung an Substanz fehlt, eben auch nicht, daß eine gewisse Ödnis Einzug hält. Denn ja, auch cooles Killen kann langweilen. Der Webstuhl hätte es wissen müssen.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.