Immer wenn der Brautvater mit der Braut tanzt, fällt der jungen New Yorkerin Daphne vor Rührung fast das Tablett runter. Der Job als Serviererin beim Party-Service macht ihr klar, was Mädchen wollen: Mit «nem richtig coolen Dad eintanzen, dem Traumprinzen abtanzen und wenn sie nicht gestorben sind ... Dabei ist die Ausgangslage ganz schön mies, denn ihren Vater Henry kennt Daphne nur aus den Erzählungen von Mama Libby: Es war einmal ein ausgeflipptes britisches Blaublut, das nicht genug Mumm hatte, um vor seiner versnobten Sippe zu seiner amerikanischen Proleten-Braut zu stehen. Heute ist dieser Wimmersack ein Londoner Lord mit Aussicht auf eine politische Karriere, intriganter Verlobter und einem Miststück von Stieftochter in spe. Er hat keine Ahnung, daß er eine echte Tochter hat. Und daß die sein geordnetes Leben dermaßen durcheinanderwirbeln wird, daß er seine alten Lederhosen rausholt und Luftgitarre vor dem Spiegel spielt, hätte sich Lord Henry schon gar nicht träumen lassen. Der Zuschauer dagegen schon.
WAS MÄDCHEN WOLLEN ist eine von diesen auf zehn Rührseligkeiten im Voraus berechenbaren Hollywood-Komödien, in denen ein frecher US-Teenager Old Europe mal so richtig schön aufmischt. Die hohe amerikanische Literatur hat lange Zeit an Europa gelitten. Henry James unbeschwerte lebensstarke junge Helden etwa kamen stets nur auf den alten Kontinent, um an seinen starren Konventionen zu zerbrechen. Hollywood rächt sich jetzt dafür und läßt das amerikanische deftige Gutmenschentum diese Konventionen spielerisch zerschlagen. London ist hier eine solide Klischeekulisse, die Villa von Lord Henry ein Walt Disney-Schneewittchen-Schloß bevölkert mit der buckligen Verwandschaft aus CINDERELLA. Und wenn diese hinterfotzigen Snobs noch so sehr Gift und Galle spucken, lispeln und mit der Oberlippe zucken, durch dieses Pappmaché-London wird das fesche amerikanische Kätzchen Daphne nach Belieben auf dem Catwalk flanieren, hier kann es gefahrlos rumfauchen, ohne Gefahr zu laufen, was aufs Maul zu kriegen, und seine Krallen schärfen, ohne sich einen Dorn einzureißen. Böse Buben werden ins Wasser geschubst oder so. Am Ende tanzen in New York alle zusammen, die zusammen gehören. Und Daphnes Tablett fällt auch noch runter. Als Märchenfilm gar nicht so schlecht.
Originaltitel: WHAT A GIRL WANTS
USA 2003, 105 min
Verleih: Warner
Darsteller: Amanda Bynes, Colin Firth, Kelly Preston
Regie: Dennie Gordon
[ Christian Seichter