D 2020, 73 min
FSK 12
Verleih: Filmperlen
Genre: Dokumentation
Regie: Michael Kranz
Kinostart: 03.03.22
Es ist der Bl ick des weißen Mannes. In einem Film sieht er ein junges Mädchen auf einem schäbigen Bett sitzen. Sie ist aufgehübscht, unangemessen für ihr kindliches Alter. Auch wenn sie nicht sagt, welches Leid sie eigentlich bedrückt, so ist klar, daß es sich nicht nur um Armut in Bangladesch handelt: Das Mädchen wurde entführt und zur Prostitution gezwungen.
Michael Kranz ist dieser weiße Mann. Und während er sich für seinen Abschlußfilm auf die Suche nach diesem mißhandelten Teenager macht, findet er nicht nur blutjunge Mädchen, die in Bordellen fremde Männer bedienen, während ihre Brüder unter dem Bett schlafen, sondern auch fröhliche, barfüßige Waisenkinder, engagierte Sozialarbeiter und brutale Menschenhändler. Es ist eine Reise in eine patriarchale und inhumane Gesellschaft, in der Jungen Fußball spielen dürfen und Mädchen hinter dicken Mauern eingesperrt werden. Und vielleicht, weil sich hinter dieser farbenprächtigen Fassade so viel Grausamkeit auftut, wirkt es zuweilen befremdlich, daß sich der Filmemacher auch immer wieder nach seinen eigenen Befindlichkeiten befragt: „Warum sehe ich mir Leid an, wenn klar ist, daß ich nichts machen kann?“, fragt er. Als ob Unrecht nur Thema sein darf, wenn man es selbst beseitigen kann.
Durch diese Ich-Bezogenheit kommt die Geldsammelaktion, mit der er dann sogar ein Hilfsprojekt startet, fast ein bißchen gönnerhaft und wie ein Tropfen auf den heißen Stein daher. Dabei ist sie ein Sinnbild der guten Absicht, spiegelt aber auch die Hilflosigkeit des weißen Mannes, der Ungerechtigkeit in der Welt zu begegnen, jenseits der eigenen Wohlstandsblase. In ihr zu verharren, wäre aber auch keine Lösung.
[ Claudia Euen ]