Originaltitel: THE MONK AND THE GUN

Bhutan/USA/F/Taiwan 2023, 112 min
FSK 0
Verleih: MFA

Genre: Komödie, Episodenfilm

Darsteller: Tandin Wangchuk, Kelsang Choejay, Deki Lhamo, Pema Zangmo Sherpa, Harry Einhorn

Regie: Pawo Choyning Dorji

Kinostart: 01.08.24

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Was will der Lama mit dem Gewehr?

Macht Demokratie glücklich?

Bitte nicht vom deutschen Titel irritieren lassen, der ein wenig in Richtung einer putzigen Culture-Clash-Komödie deutet. Tatsächlich ist WAS WILL DER LAMA MIT DEM GEWEHR eine sehr kluge, feinsinnige und humorvolle Auseinandersetzung mit den Widersprüchen von Demokratie und Monarchie, Tradition und Moderne, Kapitalismus und Glück. Plus: Der Film kommt aus einem Land, das nur sehr selten auf der cineastischen Weltkarte vorkommt – Bhutan, ein kleiner Staat im Himalaya zwischen Indien und China. 

Das traditionell von einem König regierte Land hat immer viel Wert auf Abschottung gelegt, erst in den letzten 20 Jahren öffnet es sich allmählich der Außenwelt und den modernen Errungenschaften wie Fernsehen und Internet. Traditionell ist Bhutan hingegen in seiner Betonung der Verantwortung der Regierung für das Glück seiner Bevölkerung. Ein entsprechender Rechtskodex existiert seit 1629. Und im Jahr 2008 entschied der junge König, daß es für das Glück seiner Untertanen Zeit sei, die Demokratie einzuführen. Seitdem ist Bhutan eine konstitutionelle Monarchie.

Hier nun setzt die Handlung des Films ein: Um der Bevölkerung zu erklären, wie Demokratie funktioniert, werden Testwahlen abgehalten und zu diesem Zweck Staatsbeamte in entlegene Regionen geschickt. Gleichzeitig sorgen die Neuerungen in der traditionsbewußten Landbevölkerung für Unruhe und Konflikte, die sich bis in die Familien ziehen. Wird doch in Bhutan großer Wert auf Harmonie gelegt. Ein Wettstreit verschiedener Parteien paßt da so gar nicht. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die rauswollen aus der Enge der Tradition. Denn so romantisch das einfache Dorfleben für westliche Augen aussieht, es ist zweifellos hart und läßt den Menschen kaum Wahlmöglichkeiten. 

Der Lama des Dorfes Ura spürt die Unruhe in der Bevölkerung und will daher eine wichtige Zeremonie abhalten. Er schickt seinen Schüler los, um ihm ein Gewehr zu besorgen, besser zwei. Kein leichtes Unterfangen in dieser abgeschiedenen Gegend, wo es schlicht keinen Bedarf an Waffen gibt. 

Regisseur Pawo Choyning Dorji verwebt geschickt verschiedene Figuren und Episoden miteinander. Es entsteht das Kaleidoskop eines Landes im Aufbruch: ein schwieriger Balanceakt zwischen Öffnung und Bewahrung, beeindruckend in Szene gesetzt in der erhabenen Landschaft des Himalaya.

[ Dörthe Gromes ]