Walter ist arbeitslos. Seine Frau verdient in einem schicken Restaurant das Geld zum Leben . Trostlos, einsam und unauffällig verbringt er seine Tage - nachts geht er mit zwei Jugendlichen in der Berliner U-Bahn auf Streife. Als selbsternannte Ordnungshüter verprügeln sie Randalierer und Rechtsradikale. Doch dann geht Walter zu weit: Er zwingt einen Jungen, aus der fahrenden Bahn zu springen - unter Druck gesetzt und verängstigt tut der, was man von ihm verlangt. Das Verbrechen bleibt unentdeckt, hinterläßt aber Spuren bei Walter und in der bis dahin distanzierten, unpersönlichen Beziehung zu seinen zwei jugendlichen Mitstreitern. Als die beiden von seiner Vergangenheit als hoher DDR-Funktionär erfahren, schwindet Walters Autorität, die ihm Halt und Selbstwertgefühl gab. Auch in der Beziehung zu seiner Frau läßt sich das nicht kompensieren. Die Krise in der wohl ehemals großen Liebe ist allgegenwärtig, die Spannungen werden fast unerträglich. Schließlich begeht Walter noch einen großen Fehler...
Etwas bemüht wirkt die Morbidität, die Regisseur Kleinert erzeugt. Das gesamte Inventar ostdeutscher Requisiten mit Wiedererkennungswert wird aufgefahren - von der unsanierten Wohnung über die Küchenmaschine bis hin zur elektrischen Kaffeemühle. Ähnlich einer Sekte tritt ein düsterer Kreis von Altfunktionären zusammen, man grüßt sich mit Genosse. Das dürfte jedenfalls genügen, um das Themenfeld wirklich deutlich zu machen: Identitätskrisen, Machtverlust und Zusammenbruch von Lebensentwürfen.
Kleinerts Bilder vom Verfall einer Stadt und eines Mannes sind dabei leider so poetisch wie der Titel. In zu edlem schwarz/weiß kommt der Charme von Fabrikruinen und verrottetem Metall daher - wie in einem Hochglanz-Fotoband. Doch wenigstens die brillanten Darsteller ringen der allzugestylten Kulisse erschütternde Wirklichkeit ab.
D 1999, 98 min
Verleih: Basis
Genre: Drama, Polit
Darsteller: Hilmar Thate, Cornelia Schmaus
Regie: Andreas Kleinert
Kinostart: 25.11.99
[ Sylvia Görke ]