Originaltitel: THE KID WHO WOULD BE KING

GB/USA 2019, 121 min
FSK 6
Verleih: Fox

Genre: Action, Fantasy, Erwachsenwerden

Darsteller: Louis Serkis, Patrick Stewart, Rebecca Ferguson, Dean Chaumoo, Tom Taylor

Regie: Joe Cornish

Kinostart: 18.04.19

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Wenn Du König wärst

Kindern das Kommando – auf und vor der Leinwand

Wie man die recht komplexe König-Artus-Sage ans Kind und von Mythen unbeeindruckte Erwachsene bringt? Klar: animiert und aufs Allernötigste eingedampft. Geschieht hier einleitend und endet mit einem Fluch, den Artus’ Halbschwester Morgana alias Morgan le Fay nach erlittener Niederlage beim Kampf um die ultimative Herrschaft ausstößt, ihre Rückkehr ankündigend, „wenn die Herzen leer sein werden.“ Ergo jetzt, noch schlimmer respektive unempathischer geht’s ja kaum. Das wabert dann auch direkt erklärerisch durch den Äther, thematisiert zunehmende globale Differenzen, Macht gewinnende Diktatoren … Junges Kino im Politische-Talkshow-Modus?

Egal, derzeit verteidigt sich Alex, zwölf Jahre alter Außenseiter, erst mal gegen die zwei fiesesten rumrennenden Rüpel (sehr korrekt ein Gespann aus weißem Buben und schwarzem Mädel), die Direktorin sondert sofort düstere Zukunftsprognosen ab, bevor der verschwundene und schmerzlich vermißte Vater zur Sprache kommt. Fehlt was, den Klischee-Topf zu deckeln? Nö, eigentlich nix mehr, folglich darf Alex endlich auf dem Heimweg entlang leuchtender Straßenlaternen (bedeutet entweder echt ausgedehnte Pausen oder eine wirklich dunkle Welt) auf einer Baustelle (!) Excalibur entdecken, während Morgana tief unter der Erde ohne konkreten Ansprechpartner die Umgebung informiert, daß ihre große Stunde demnächst schlägt, Frauen fühlen derartiges halt. Dies sucht Zauberer Merlin, wahlweise als schlaksiges Mobbingopfer, Quasi-Einstein-Lookalike oder verpeilte Eule auftretend, zu verhindern. Vier Tage, Morgana erneut zu besiegen und Alex’ Status (= einstiger und künftiger König) zu festigen …

Dem aufmerksamen Leser dämmert, welche Prüfungen ihn erwarten, und tatsächlich gehört schon nennenswerte Bereitschaft dazu, dem Spektakel kostbare 121 Minuten Leben zu opfern. Weil es eben trotz geschätzten 60-Millionen-Dollar-Budgets immer etwas billig aussieht, die reingeschraubte Familiengeschichte an sämtlichen möglichen Ecken emotionsgefriergetrocknet knirscht, teilweise erstaunlich ironischer Humor nicht komplett zum Ausgleich genügt. Streiten sich schließlich irgendwann Nachwuchsdarsteller und reife Aktrice im pompös tränendrüsigen Mutter-Sohn-Moment scheinbar darum, wer das traurigste Gesicht ziehen kann, möchte man spontan mitmachen, aus purer gequälter Solidarität. Aber: Was juckt solcher Kram die Zielgruppe?

Richtig, nix. Keinen kleinen Menschen interessieren Technik, innere Logik oder stringentes Erzählen, es soll brennende Skelettkrieger geben, Abgründe voller brodelnder Lava, wandelnde Baumsoldaten (oder Soldatenbäume?)! Samt und sonders vorhanden. Außerdem ein guter Grund, wenigstens vorerst nicht zu baden, da doch die Herrin des Sees in jedem Tröpfchen Wasser haust, und es reicht der Anblick eines schuppigen Arms, um sich jener Dame nicht unbedingt nähern zu wollen. Apropos: Bliebe selbstredend das formidable feuerspeiende Miststück Morgana zu erwähnen, zwar charakterlich deutlich eindimensional und in Drachengestalt wiederum relativ preisgünstig dem Rechner entlockt, indes zumindest Rebecca Ferguson eine – zeitlich leider stark begrenzte – riesige Spielspaß-Plattform bietend.

Summa summarum sei das letzte Wort einem circa 8jährigen Knaben geschenkt, welcher – absolut mittendrin statt nur dabei – die anderen Besucher und Held Alex per Zwischenruf genauestens über das Morgana seinerseits zugedachte Schicksal in Kenntnis setzte: „Los, mach’ sie fertig!“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...