Tief im Westen, auf dem Wüstenplaneten Köln-Westend, wo die Sonne nie scheint, steht Alfred mit seinem besten Kumpel Mike an der Bushaltestelle und schaut auf die Uhr. Alfreds Uhr heißt Björn und ist von Ikea. Und auch sonst geht’s ihm eher scheiße. Kein Job, kein Plan, keine Freundin. Es ist Vormittag, Köln-Westend ist arbeiten oder in der Schule oder hat sich in seinen Hochhaus-Karnickelbuchten verschanzt.
Die Haltestelle ist leer. Das Flaschbier Reissdorf-Kölsch ist nur geborgt. Und das alles auch noch in s/w. Mann, könnte das ein trister Film werden, wenn da nicht plötzlich Mike und Alfreds halbseidener Freund Rasko mit seinem Oldtimer und einem völlig absurden Plan an der Bushaltestelle auftauchen würde. Auf einem Rübenacker vor Westend steht eine vergammelte Frittenbude. Geniale Immobilie! Da müßte doch ein Geschäft zu machen sein für zwei aufstrebende Bushaltestellen-Gammler ...
Die erste große Regiearbeit vom Kölner Duo Mischkowski/Steinkühler ist frisch, hat Drive, Timing und ein subversives Underground-Schwarz-Weiß. So also sieht die späte deutsche Antwort auf CLERKS - DIE LADENHÜTER aus, netter zurechtgebürstet als das unverkennbare Vorbild und ohne allzu absurde Seitentriebe und lange Monologe. Die Regisseure Mischkowski und Steinkühler sind Mike und Alfred, die lakonischsten Figuren seit Detlef Buck aufgehört hat, lustige kleine Filme zu machen. Diese beiden Loser-Typen sind einfach nicht gemacht für viele Worte. Denen fehlen die Vokabeln, die Ellenbogen und die Ideen um mitzuhalten.
Es macht echt Spaß, diesen antriebslosen, bedepperten Gestalten bei der Entdeckung von Marktwirtschaft und Liebe zuzusehen. Also willkommen in WESTEND! Ein Danke ans Ghetto. Die deutsche Komödie lebt wieder ein bißchen.
D 2001, 89 min
Verleih: REM
Genre: Komödie, Schräg
Darsteller: Kai Maria Steinkühler, Markus Mischkowski
Regie: Markus Mischkowski, Kai Maria Steinkühler
Kinostart: 11.12.03
[ Christian Seichter ]