Wenn man erlebt, wie vor verbissenem Stolz auf absolvierte Vermehrung und damit wohl Erfüllung des Lebensziels schier platzende Megamütter hinter dem Kinderwagen klemmend fußlahmes Getier, bauliche Hindernisse und lästige Mitmenschen aus dem Weg mähen, mutet Geburtenregulierung ja fast schon bedenkenswert an. In der düsteren Zukunft jenes Films geriet diese längst zur Realität: Klimawandel, Nahrungsmittelknappheit, Bevölkerungsexplosion – pro Familie ist lediglich ein Kind erlaubt. Schlecht für die Settman-Schwestern: Als Siebenlinge geboren und von Monday bis Sunday benannt, darf jede bloß am zugehörigen Wochentag raus, nimmt dafür eine allgemeingültige Identität an; Karen heißt der Deckmantel und ähnelt durch dickes Make-up einem glatten Porzellanpüppchen. Keine galante Lösung, aber paßt. Doch es kommt der Moment, wo die anderen vergeblich auf Mondays Rückkehr warten ...
Eine Dystopie, die Tommy Wirkola sorgfältig und detailliert zusammenpuzzelt: Allerorts schreien Plakate regierungskonforme Slogans, auf dem Tisch duftet gebratene Ratte, und eine drastische, final psychologisch nicht ganz unwichtige Szene verdeutlicht, was der Zwang zur äußerlichen Übereinstimmung für Folgen nach sich zieht. Generell sei hier mal kurz auf den erstaunlich hohen Gewaltgrad hingewiesen – da waren’s nur noch sechs, fünf, vier ...
Ungeachtet andauernden Ablebens profitiert Noomi Rapace mimisch sehr vom brutalen Szenario, ihr stehen schließlich vielerlei Möglichkeiten offen, ein Septett tatsächlich interessanter Charaktere zu formen, was sie problemlos meistert. Auch Gegenspielerin Glenn Close – seit THE GIRL WITH ALL THE GIFTS-Comeback scheinbar aufs ambivalente Miststück abonniert – hat’s offensichtlich Spaß bereitet. Akzeptiert gehört allerdings, daß die anfängliche SciFi-Finsternis eben bald einem krachenden Actionthriller weicht, inklusive einiger üblicher Logikwegbrecher und Standardzutaten. Weshalb wirft die Heldin beim Kampf ums Überleben eine Eisenstange, welche gerade erfolgreich zum Niederschlag eines bösen Bubens diente, einfach weg? Wieso braucht’s einen Märtyrertod? Warum muß erst am unschuldigen Opfer ausgeführt werden, was Fieslingen verdientermaßen gleich passiert? Völlig egal: Wirkola kann es trotzdem. Nämlich spannend, dreckig, regelrecht pulsierend und verdammt unterhaltsam inszenieren.
Originaltitel: WHAT HAPPENED TO MONDAY
GB 2017, 124 min
FSK 16
Verleih: Splendid
Genre: Thriller, Science Fiction, Action
Darsteller: Noomi Rapace, Glenn Close, Willem Dafoe
Regie: Tommy Wirkola
Kinostart: 12.10.17
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...