D 2018, 82 min
FSK 0
Verleih: Rise And Shine Cinema

Genre: Dokumentation

Regie: Hermann Vaske

Kinostart: 04.10.18

Noch keine Bewertung

Why Are We Creative?

…wäre wirklich interessant zu wissen!

Es kann nie falsch sein, einen launigen Dokumentarfilm über Kreativität mit David Bowie beginnen zu lassen. Falsch ist ebenso wenig, Bowie dreimal in 82 Minuten vorkommen zu lassen, wo die anderen doch nur einen, allerhöchstens zwei Kurzauftritte haben. Weil er kluge Sachen sagt, die man ihm auch noch abkauft. Ansonsten wird einem beim Schauen von WHY ARE WE CREATIVE? ziemlich schnell schal ums Gemüt.

Regisseur Hermann Vaske hat gute Kontakte. Zumindest kennt er zahlreiche Menschen, die gute Kontakte haben. Über 30 Jahre sammelt er nun schon Statements in Bild und/oder Ton, die Antworten auf die titelgebende Frage geben. Er besuchte dafür ausnahmslos bekannte Männer und Frauen, „beste Kreative“ heißt es gar, reiste nach Cannes zu den Film-Intimi, zu Künstlern auf Kontinenten, Wissenschaftlern, Architekten, Modeschöpfern, fing gar Politiker in Foyers ab, um sie zu beschäftigen, einige davon aufzuregen. Vaske bekam oft nur einen Satz, manchmal einen ganzen Wortschwall, beiläufige Situationen wechseln sich mit inszenierten Interviews ab.

Damit ein Film daraus wird (nebenbei ist noch eine Ausstellung entstanden), ließ Vaske animierte Sequenzen einarbeiten, die manchmal sogar witzig sind, oft genug aber nur nerven. Noch heikler ist Vaskes offensives „Ich! Hier! Mit ihm und ihr!“ in David-Sieveking- und Michael-Moore-Manier. Im Off zu hören ist er sowieso. Weshalb wir menschliche Wesen kreativ sind oder eben nicht, ist eminent wichtig und oftmals entscheidend. Dumm nur oder eben rettend, daß wir es selten richtig schlüssig begründen können. Kein Wunder also, daß all die Antworten zumeist um Kindheit und Zwang, Rettung, Getriebensein und dem Nicht-anders-Können pendeln. Da ist es dann völlig egal, ob Björk oder Marina Abramovic, Nick Cave oder Terry Gilliam, Stephen Hawking, David Hockney, Frank Gehry oder Yoko Ono sprechen.

Er hatte sie alle. Über 50 sind drin. Von 1000 ist die Rede. Wie Schaulaufen. Nett, bisweilen amüsant, aber kaum tiefschürfend, also essentiell. Viel zu flüchtig huscht Vaske durch diese prominente Kopf-Galerie, wobei die noch Lebenden den schon Toten zahlenmäßig überlegen sind. Doch ist der Regisseur vielleicht ganz ein Schlauer? Will er, daß wir uns schon zur Hälfte des Films abwenden und direkt im Anschluß unser eigenes, womöglich kreatives Ding machen? Kinobetreiber seien vorgewarnt!

[ Andreas Körner ]