Originaltitel: THE WICKER MAN
USA/D 2006, 102 min
Verleih: Warner
Genre: Mystery, Horror
Darsteller: Nicolas Cage, Ellen Burstyn, Kate Beahan, Frances Conroy, Molly Parker
Regie: Neil LaBute
Kinostart: 02.11.06
Man nehme einen gefeierten Independent-Regisseur, füge einen geradezu kultig verehrten Horrorklassiker hinzu, hebe einige Charakterdarstellerinnen von mehrfach bewiesenem Format unter und überlasse David Lynchs Stammkomponisten das musikalische Abschmecken. Im Prinzip kommt dabei zwar bloß ein weiteres Remake heraus, aber es klingt zumindest nach einem ohne Fehl und Tadel.
Auch der Plot verspricht Interessantes, indem er dem schwer traumatisierten Polizisten Edward einen Hilferuf seiner ehemaligen Verlobten in die Hände spielt. Sie bittet ihn auf eine mysteriöse Insel, da ihre Tochter dort spurlos verschwunden ist. Edward erkennt im Retten des Mädchens eine Chance zum Abgleich seiner gefühlten Schuld und macht sich flugs auf den Weg. Kaum angekommen, sieht er sich allerdings damit konfrontiert, daß Regisseur Neil LaBute den Stoff offensichtlich auch zur Geschlechterkampf-Studie erheben wollte, denn das Eiland wird nun fast ausschließlich von Frauen aller Art bevölkert.
So gibt es unter anderem eine weise Matriarchin, die zwielichtige Unschuld vom Land, Feen in Nachthemden, eine Lolita, eine spröde Lehrerin, eine gestrenge Walküre. Sie alle sind gewissermaßen Amazonen und mit Schauspielerinnen wie Ellen Burstyn, Frances Conroy oder Molly Parker perfekt besetzt. Auf der maskulinen Gegenseite stehen verloren bloß ein paar stumme Statisten und als Protagonist das mimische Niemandsland Nicolas Cage. Funktioniert das?
Nein – man baut zu Edward einfach keine Beziehung auf. Da kann sich LaBute noch so verbissen bemühen, durch allerlei Flashbacks das Trauma seiner Hauptfigur zu illustrieren, in einer erheiternden Szene übrigens mittels Vision innerhalb einer Vision. All das birgt ebenso wenig Spannung wie permanente Andeutungen ohne Antwort. Was geschieht beispielsweise, wenn auf dieser Insel ein Junge geboren wird? Die Hohepriesterin orakelt düster, Punkt. Was für Atmosphäre sorgen soll, ruft zunehmend Desinteresse hervor. Zwar mündet Edwards Suche in einem erstaunlich finsteren Finale, welches ein zynisches Geheimnis lüftet und für vieles entschädigt. Doch der Weg zu ihm ist lang. Zu lang.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...